Gefragt ist unternehmerischer Mut

Wissenschaft trifft Wirtschaft – Vielversprechende Projekte beim Workshop Flensburg

Alle wissen: Der Energieverbrauch der Weltbevölkerung frisst die Wälder, verschmutzt die Umwelt und darf so nicht weitergehen. Frischen Mut zur Bewältigung der Herausforderungen sowie viele Ideen für nachhaltiges Energiemanagement weltweit sammelte der „Millennium Express“ im hohen Norden Deutschlands: Die Flensburger DAAD-Stipendiaten aus dem Studiengang „Energy and Environmental Management in Developing Countries“ luden Wissenschaftler und Unternehmer ein, um gemeinsam mit Elan an konkreten Lösungen zu arbeiten.

„Glaubt an Euch, traut Euch, bleibt stur und geht Euren Weg“ – so lautete die Botschaft des Unternehmers Marius Bierig an die rund 50 junge Studierenden aus Entwicklungs- und Schwellenländern, die sich in Flensburg zu einem Workshop getroffen hatten. Gebannt verfolgten alle den Lebensweg des Ingenieurs, der heute eine Firma für Lehmbau betreibt und Energieeffizienz groß schreibt. Auf die DAAD-Stipendiatin Mayra Herrena aus El Salvador wirkten seine unternehmerischen Erfahrungen mit allen Höhen und Tiefen wie eine Initialzündung: „Er hat mich bestärkt, und ich weiß jetzt, dass ich meine Ideen realisieren kann“, sagt die Studentin vom Karlsruher Institute of Technology.

Marius Bierig

Marius Bierig: "Glaubt an Euch!" (C) Marcus Dewanger

Energiewende möglich

Mut machte vielen Gästen auch der Vortrag von Professor Olav Hohmeyer. Er lehrt an der Universität Flensburg in dem vom DAAD geförderten Studiengang „Energy and Environmental Management“. Seine Darstellung, wie sich Deutschland vollständig mit erneuerbaren Energien versorgen kann, beeindruckte auch die Thailänderin Wiriyapak Ratanaprasitt. Sie studiert an der Universität Hohenheim „Agricultural Economics“.

„In Thailand ist im Moment die Biomasse als Ressource für Energie das große Thema, um von der Kohle wegzukommen“, berichtet die Stipendiatin. „Es wird viel über den Weg debattiert, wie man Biomasse effizient und bezahlbar nutzen kann“ – eine Debatte, in der sie nach Abschluss der Aufbaustudiengangs ihre Stimme erheben will. Hohmeyer habe ihr gezeigt, wie man überzeugend präsentiert, und wie die Umstellung auf erneuerbare Energien gelingen kann.

Kreative Geschäftsideen

Mit einem Wettbewerb regten die Organisatoren des Workshops den kreativen Austausch untereinander an. Wer hat die besten unternehmerischen Ideen zu erneuerbaren Energien? Vier Gruppen präsentierten ihre bereits laufenden Projekte in ihrer Heimat. Sie stellten vor allem Lösungen für die Energieprobleme in den armen ländlichen Gebieten der Entwicklungsländer vor: Eine kleine Lampe mit Solarzellen als Ersatz für die Gaslampe, eine Anleitung zum Bau eines einfachen und billigen Solarkochers, eine mit Sonnenenergie betriebene Wasserpumpe oder eine kleine Biogasanlage, die mit dem Mist von zwei Kühen den Herd befeuert.

Handeln statt träumen

„Niemand benutzt von allein etwas Neues“, so die Erfahrung von Nafisa Fayzullaeva aus Usbekistan. Deshalb zeigt die DAAD-Stipendiatin vor Ort, wie die in ihrem Projekt entwickelten Systeme mit erneuerbaren Energien funktionieren: „Wir gehen mit Studierenden in die Dörfer, in Schulen, zu lokalen Unternehmern und Nichtregierungsorganisationen und zeigen ihnen ganz praktisch, wie sie selbst einen Solarherd mit einfachsten Mitteln bauen können“. Die Studentin will erreichen, dass die Alternativen zum Feuerholz Alltag werden. „Das sind keine Träume“, betont sie und rechnet vor: Wer einmal am Tag den Solarofen benutzt, spart über das Jahr 600 Kilogramm wertvolles Holz. Zurzeit studiert die Usbekin im Studiengang „International and Development Economics“ an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin.

Nafisa Fayzullaeva

Nafisa Fayzullaeva: "Das sind keine Träume". (C) Marcus Dewanger

Auf Sonnenenergie setzt auch David Kigima vom Studiengang „Renewable Energy“ an der Universität Oldenburg. Er präsentierte ein Bewässerungssystem für Gewächshäuser, das die Kraft der Sonne nutzt. Die Investition, die sich mehrere Farmer teilen könnten, lohne sich langfristig: „Außerdem haben wir Verantwortung für die nächste Generation.“

Sieger des Wettbewerbs, den die Teilnehmer selbst küren durften, wurde mit knappem Vorsprung das Projekt der Stipendiaten des Hohenheimer Masterstudiengangs „Agricultural Economics“. Ihre Idee, mit der Purgiernuss als Bio-Energiepflanze unternehmerische Konzepte zu entwickeln, überzeugte.

Doch welchen Weg auch immer die jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit unternehmerischem Mut gehen werden, ihre Studienzeit in Deutschland und ihre Begegnungen auf den Workshops des „Millennium Express“ werden weltweit auf dem Energiesektor Früchte tragen. Auch das weiß Unternehmer Marius Bierig aus seiner Zeit in Äthiopien zu berichten: „Die Erfahrung, woanders zu sein, ist das wertvollste Geschenk für einen guten Lebensweg.“

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.