Besondere Begegnung: „Wissenschaft trifft Schule“

Viele unterschiedliche Welten trafen sich in Bonn: Wissenschaft und Wirtschaft, Nachwuchs und Experten, Stipendiaten und Alumni, Fachrichtungen und Kulturen. Ein Workshop schlug außerdem die Brücke zu Schülern eines Bonner Gymnasiums – ein Experiment mit außergewöhnlichem Gewinn für alle Teilnehmer.

„Auf ein Wort“ – oder auch zehn Sätze über sich selbst, soviel Zeit musste sein beim „Speed Dating“ im Workshop „Science meets School“ auf der Bonner Jubiläumskonferenz. „Speed Dating ist eine wunderbare Idee, um schnell alle Scheu vor den anderen zu verlieren“, schwärmte Jackline Mworia aus Kenia, die in Hannover „International Horticulture“ studiert. Die Wissenschaftler, Schüler und Stipendiaten gingen im Raum umher und stellten sich gegenseitig in aller Kürze vor. „So fielen alle Grenzen ganz unkompliziert“, erzählt die Kenianerin.

„Sichere Nahrung für alle?!“
Für die Schüler der Oberstufe eines Bonner Gymnasiums war die spontane und lockere Kontaktaufnahme mit Wissenschaftlern und DAAD-Stipendiaten aus aller Welt eine neue Erfahrung. Das Thema „Sichere Nahrung für alle?!“ eröffnete ihnen eine Vielfalt an Perspektiven auf ein alltägliches, aber zentrales Geschäft: die Ernährung.

Bio-Lebensmittel ja oder nein?
„In der Begegnung mit den Stipendiaten haben wir gelernt, wie anders Menschen aus Entwicklungsländern über Nahrungsmitteln denken“, berichtet der Schüler Johannes Cichos. Zum Beispiel über Bio-Lebensmittel, die in Deutschland inzwischen überall angeboten werden. Die Frage, ob man Bio-Lebensmittel kaufen will oder soll, stellte sich für die Wissenschaftler aus Entwicklungsländern so gar nicht, wurde Johannes bewusst: „Sie machten uns klar, dass die Menschen in ihrer Heimat oft überhaupt erst einmal etwas zu essen brauchen.“

Neue Einsichten über „GM-Food“
Auch die Diskussion über genetisch manipulierte Pflanzen, sogenanntes GM-Food, lief für die Schüler anders als erwartet. Um die Ernährung zu sichern, müsse man zum Beispiel in Ghana genetisch manipulierte Pflanzen integrieren. „In Kenia haben wir Mais mit einem Extra-Vitamin, das die Pflanze durch genetische Manipulation nun produziert“, erklärte Jackline Mworia. Von ihr erfuhren die Schüler zudem, dass nicht nur in Deutschland Skepsis gegenüber solchen Manipulationen herrscht. „Auch in Kenia haben die Menschen Angst vor den Risiken von GM-Food, weil sie nicht viel über die Produktion solcher Pflanzen wissen.“ Der Mangel an Information über die Technik prägt weltweit die öffentliche Diskussion.

Nahrungssicherheit: Beispiel Mango
Zwei DAAD-Stipendiaten berichteten allgemeinverständlich und bildhaft über ihre Forschung und erweiterten zusätzlich das Spektrum an Vorstellungen über Herstellung, Vertrieb und Sicherheit von Nahrungsmitteln. Asim Shamshad aus Pakistan, Stipendiat im Studiengang „International Horticulture“ in Hannover, zeigte eindrücklich an einer einzigen Frucht – der Mango –,  wie deren Produktionswege in seiner Heimat aussehen. Mit anschaulichen Bildern machte er außerdem deutlich, welchen unterschiedlichen Standards die Transportwege und Verpackung der Mango unterworfen sind, je nachdem, ob die Mangos für den Export oder die eigene Bevölkerung bestimmt sind. Die Einsicht, dass einheitliche Sicherheitsstandards für Nahrungsmittel weltweit gelten müsse, lag auch für die Schüler sofort auf der Hand.

Die Zeit verging im Flug
Auch ein Beispiel über die Nahrungsmittelversorgung in Nepal führte die Wissenschaftler und Schüler sogleich in eine angeregte Diskussion. „Die Schüler haben sich die Probleme in meiner Heimat zu eigen gemacht und dann einfach gefragt: Warum löst ihr sie nicht so oder so?“, erzählt die Nepalesin Sabina Khatri, die ebenfalls „International Horticulture“ studiert. „Die Ideen der Schüler waren gut und haben mich sehr beeindruckt!“ Sabina Khatri will sich nicht nur die Ideen bewahren, sondern auch diesen ungewöhnlichen Vermittlungsweg zwischen Wissenschaft und Schule. So könne sie durchaus auch in Nepal neue Überlegungen an die Bevölkerung herantragen.

Wie intensiv der Austausch über zwei Stunden lief, wurde am Ende noch einmal deutlich, als der Workshop seine anberaumte Zeit erheblich überzog. „Wir dachten erst, der Austausch mit Schülern wird vielleicht schwierig“, meinte Sabina Khatri, „aber dann verging die Zeit wie im Flug und war viel zu kurz für uns alle!“

Fotos zum Workshop „Science meets School“:
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Reisebericht Station Bonn:
Eine neue Welt geschaffen