„Wir können nur über die bestmögliche Wahrheit berichten“

Medienprofis mit internationalem Hintergrund auszubilden, ist das Ziel der „Deutschen Welle Akademie“ (DWA). Seit 2009 bietet die Bildungseinrichtung des öffentlich-rechtlichen Senders in Kooperation mit der Universität Bonn und der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg einen zweijährigen Masterstudiengang für junge Berufstätige an. Kritischer aber sorgfältiger Journalismus, demokratisches Grundverständnis und interkulturelle Verständigung sind wichtige Eckpunkte des Lehrplans „International Media Studies“.

Christine Bukania findet ihre Studienbedingungen luxuriös: Internetverbindung jederzeit, Zugang zu aktuellen Fachbüchern und wissenschaftlichen Zeitschriften – das ist in ihrer Heimat Kenia nicht die Norm. Aber auch gemessen an deutschen Verhältnissen hat die 34-jährige Studentin es gut getroffen: Im Masterprogramm „International Media Studies“ an der Deutschen Welle Akademie in Bonn gibt es nur 30 Teilnehmer pro Semester. In Medientheorie werden sie von Dozenten der DWA, der Universität Bonn und der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg unterrichtet. In journalistischem Handwerkszeug von Referenten aus der Praxis und an der modernen Kamera-, Schnitt- und Studiotechnik des Multimedia-Senders Deutsche Welle. Kein Wunder also, dass der Andrang auf die begrenzte Anzahl der Plätze groß ist: 800 Interessenten bewarben sich für den letzten Jahrgang.

Der viersemestrige Masterstudiengang richtet sich an eine sehr spezielle Zielgruppe: Alle Teilnehmer haben bereits ein abgeschlossenes Studium und erste Berufserfahrung. Christine Bukania zum Beispiel hat in der Kommunikation einer Entwicklungshilfeorganisation gearbeitet, die sich für allgemeine Grundschulbildung in Kenia einsetzt. Viele ihrer Kommilitonen kommen aus Entwicklungsländern, um sich in Deutschland als Medienprofis fit zu machen: Mit Kursen zu Medienwirtschaft, Managementtechniken, Medienmacht und -konzentration, der Rolle der Medien in Krisensituationen oder Medienethik und Medienrechts.


„Es gibt keine absolute Objektivität“
Dabei lernen sie nicht nur andere Arbeitsweisen kennen, als in ihrer Heimat. „Wir vermitteln ein intensiviertes demokratisches Grundverständnis“, sagt Prof. Christoph Schmidt, Initiator und wissenschaftlicher Leiter des Studiengangs. Denn das ist in der Ausbildung für Fach- und Führungskräfte im Medienbereich weltweit keine Selbstverständlichkeit. Juan Ju aus China merkte das schon früh: Bei ihrer Arbeit in einer Nachrichtenredaktion gab es immer Vorschriften der Partei. Deshalb wechselte sie zum Studium nach Deutschland, ein Land, das sie mit Freiheit und Demokratie verband, zuerst an die Universität Leipzig und dann an die Deutsche Welle Akademie. Hier hat sie ein anderes Arbeiten kennen gelernt: Gewissenhafte und ausführliche Recherche, das Prüfen von verschiedenen Quellen und vielfältigen Meinungen. „Deutsche Journalisten sind kritischer“, glaubt die 26 Jahre alte Chinesin. „Aber ich habe auch gelernt, dass es keine absolute Objektivität gibt. Wir können nur über die bestmögliche Wahrheit berichten.“

Im Studiengang „International Media Studies“ geht es aber nicht nur um fachliches Wissen. Auch der Netzwerkgedanke spielt eine große Rolle. „Wir holen die Globalisierung zu uns ins Haus“, sagt Petra Kohnen, Head of International Study Programmes der Deutschen Welle Akademie. Denn im Masterprogramm kommen die Studierenden – wie beispielsweise im letzten Studienjahr – aus 27 verschiedenen Ländern zusammen und profitieren vom interkulturellen Mix ihres Jahrgangs. Die Teilnehmer halten Referate zur Situation in ihrem Land, bringen ihre berufliche Vorerfahrung mit ein, tauschen sich untereinander aus. „Ich habe jetzt einen viel breiteren Weltblick“, sagt Christine Bukania nach zwei Semestern in Bonn. „Und ich habe viele Freunde gewonnen.“