Ich weiß noch genau, wie aufgeregt ich war, als die Zusage für das DAAD-Stipendium kam – für einen zweijährigen „entwicklungsbezogenen Postgraduiertenstudiengang“ an der Fachhochschule Köln.
Schon Monate vor der Abreise nach Deutschland begann ich, die Wochen und Tage zu zählen. Das ist jetzt drei Jahre her. Und ich habe inzwischen nicht nur den Master, sondern bin auch wieder daheim in Nicaragua.
Dabei wollte ich eigentlich nur dem deutschen Winter entkommen – das war jedenfalls der Plan, als ich im letzten Dezember für drei Monate nach Nicaragua reiste. Nach dem Heimaturlaub wollte ich mich von Köln aus nach Studien- und Arbeitsmöglichkeiten in Deutschland und Nicaragua umsehen. In der Zwischenzeit wollte ich nicht nur meine Familie besuchen, sondern auch einen Workshop organisieren, an dem das mich betreuende Institut, meine Universität und das nicaraguanische Umweltministerium teilnehmen sollten. Es kam aber ganz anders – wie schon der Titel meines Beitrags verrät.
Denn kaum war ich in Nicaragua angekommen, taten sich auch schon eine Reihe von Jobangeboten auf. Genauer gesagt, das erste bekam ich gleich am Tag nach meiner Ankunft. Die nächsten beiden Angebote folgten im Laufe der ersten Woche. Ich beschloss, diese Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen zu lassen und meine Rückreisepläne aufzugeben. Offenbar boten sich zumindest kurzfristig in meiner Heimat, dem Land, das ich liebe, bessere Arbeitsmöglichkeiten als in Deutschland. Also beschloss ich, zu bleiben und die Chance zu nutzen, wichtige Berufserfahrung zu sammeln.
Die ersten zwei Monate in einer nicaraguanischen Nichtregierungsorganisation liegen inzwischen hinter mir. Dort arbeite ich an einem Thema, mit dem ich mich in den letzten Jahren beschäftigt habe: dem Klimawandel. In dieser kurzen Zeit hatte ich schon Gelegenheit, eine Konferenz in Nepal zu besuchen und nach Bonn zu einer Konferenz über die Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen zu reisen.
Und wo bleibt das Negative? Nun ja, ich habe Deutschland und die Menschen, die mir dort ans Herz gewachsen sind, ohne richtigen Abschied verlassen, also ohne „adios“ zu sagen – denn schließlich hatte ich ja gar nicht vor, in Nicaragua zu bleiben. Mit einem „hasta luego” (“bis bald”) bin ich dort weggegangen – und irgendwie ist das vielleicht auch wiederum gar nicht so falsch, denn ich bin wild entschlossen, die Verbindung zu Deutschland nicht abbrechen zu lassen. Trotzdem ist es hart. In Köln habe ich Menschen zurückgelassen, die ich sehr mag, und ich hoffe, wir können den Kontakt aufrechterhalten und etwas von der schönen Zeit bewahren, die wir miteinander verbracht haben.
Auch wenn es bisher nicht so klingt: Es ist in Nicaragua genauso schwer, eine Arbeit zu finden, wie in vielen anderen Ländern. Ich glaube, dass mir meine Erfahrung in Deutschland sehr geholfen hat, eine Stelle zu finden, die mich wirklich interessiert und mit Menschen zu arbeiten, von denen ich viel lernen kann. Und in der sich mir die Gelegenheit bietet, nicht nur im Kreise meiner Familie zu leben, sondern auch einen Beitrag für mein Land und die Region zu leisten, aus der ich komme.