Interview mit Anke Stahl

Anke Stahl leitet das Referat „Entwicklungsländerbezogene Aufbaustudiengänge“ des Deutschen Akademischen Austauschdiensts (DAAD).

Was hat den Millennium Express ins Rollen gebracht?

DAAD-Referatsleiterin Anke StahlAnke Stahl: Unsere Stipendiaten der Aufbaustudiengänge wollen sich stärker vernetzen. Sie möchten sich während ihres Deutschlandaufenthalts über Fächergrenzen hinweg austauschen, den Blick über den Tellerrand öffnen und schärfen sowie den Grundstein für spätere Netzwerke legen. Im Millennium Express trifft zum Beispiel ein Ugander aus Dresden einen Ugander aus Hannover. Zurück in der Heimat arbeiten sie vielleicht an einer gemeinsam entwickelten Projektidee weiter. Außerdem planen sie verschiedene Aktionen.

Welche?

Bei vollem Studienprogramm mit Exkursionen und Prüfungen ist es für die jährlich rund 270 neuen Stipendiaten von Freiburg bis Flensburg, von Bonn bis Berlin schon eine Herausforderung, sich im Netzwerk zu engagieren. Aber auf ihrem Treffen in Bonn Anfang 2010 beschlossen sie, künftig thematisch unter der Überschrift „Sustainable Development“ vernetzt zu bleiben und den „Staffelstab“ jedes Jahr an die nächste Stipendiatengeneration weiterzureichen. In sechs Arbeitsgruppen befassen sie sich mit den drängenden globalen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts wie etwa Armutsvermindung, Konfliktprävention oder Ressourcenmanagement. Der Millennium Express bringt nun die über 40 Studiengänge thematisch und organisatorisch zusammen.

Was macht den besonderen Reiz des Millennium Express aus?

In den Workshops stellen die Studierenden verschiedener Fächer und Kulturen ihre unterschiedlichen Sichtweisen auf das jeweilige Thema vor und setzen sich gemeinsam damit auseinander. Das ist für die Stipendiaten, die diesen interdisziplinären ganzheitlichen Ansatz häufig im Studium in Deutschland zum ersten Mal erfahren, Herausforderung und Bereicherung zugleich. Aus solchen Workshops können innovative und originelle Forschungsansätze und Projekte erwachsen, die die Stipendiaten später in ihrer Heimat einbringen können.

Seit 25 Jahren fördert der DAAD das Programm „Entwicklungsländerbezogene Aufbaustudiengänge“ – ein Erfolgsmodell?

Absolut. Die Nachfrage ist hoch und steigt jedes Jahr. Mehr als 5.000 Absolventinnen und Absolventen aus Entwicklungs- und Schwellenländern hat das Programm inzwischen hervorgebracht. Es ist einzigartig, weil junge Fach- und künftige Führungskräfte mit mindestens zweijähriger Berufserfahrung dank eines DAAD-Stipendiums ein strukturiertes Master- oder Doktorandenstudium an einem der über 40 Aufbaustudiengänge an deutschen Hochschulen absolvieren können. Die Studiengänge haben, trotz ihrer fachlichen Vielfalt, eines gemeinsam: Die Studierenden werden für interdisziplinäres Arbeiten und Forschen qualifiziert und lernen, Lösungswege für die globalen Probleme unserer Zeit zu erarbeiten.

Welche Folgen hat diese Ausbildung?

Mehr als drei Viertel der Absolventen sind wieder in ihre Heimatländer zurückgekehrt und haben beruflich Karriere gemacht. Ein Beleg dafür, dass die Studiengänge auf die Bedürfnisse der jeweiligen Länder zugeschnitten sind. Viele Alumni halten Kontakt zu ihrer deutschen Hochschule und zum DAAD, aber auch zu ihren ehemaligen Kommilitonen aus Lateinamerika, Afrika und Asien. Sie sind zum Teil in fachlichen Alumniprojekten über die Kontinente hinweg gut vernetzt.