DAAD-Stipendiat Desmond Alugnoa hatte Glück: Der Klimaaktivist aus Ghana war einer der 100 jungen Menschen, die eines der begehrten Green Tickets für den UN-Klimagipfel in New York bekamen. Im Interview erzählt er, was er von der Konferenz mitgenommen und wie er Greta Thunbergs Rede erlebt hat.
Warum interessieren Sie sich für Umweltthemen?
Ich bin in einer sehr ländlichen Gegend im Nordosten Ghanas aufgewachsen. In jungen Jahren gehörte es zu meinen Aufgaben, mich um das Vieh meines Vaters zu kümmern. Das hat meinen Blick für die Umwelt geschärft. Als High School-Schüler beobachtete ich, wie sich die Vegetation veränderte: So wurden die Weiden, auf die ich früher das Vieh geführt hatte, zur Wüste. Doch Umweltfragen waren kein Unterrichtsthema. Ich wollte aber mehr verstehen und entschied mich schließlich, Umweltwissenschaften an der Universität Cape Coast zu studieren. Dort habe ich mit anderen eine Gruppe gegründet: Wir organisierten Aufräumaktionen an den Stränden der umliegenden Gemeinden und zeigten den Menschen, wie sie Abfall verwerten können. Dieser Aktivismus hat mich geformt: Heute bin ich in Westafrika auch als Abfall-Unternehmer tätig und engagiere mich dafür, die weit verbreitete Meinung, Abfall sei nichts als Müll, zu ändern. Wir sollten Abfall als Ressource betrachten.
Nun waren Sie beim Klimagipfel dabei. Wie haben Sie das geschafft?
Die Green Tickets werden an junge Menschen vergeben, die sich im Kampf gegen die Klimakrise einsetzen. Nach meinem Studienabschluss in Ghana habe ich mit einem Kollegen die Green African Youth Organization (GAYO) gegründet. Wir arbeiten in den Bereichen ökologische Nachhaltigkeit und Gemeindeentwicklung, wobei wir den Fokus vor allem auf Gruppen legen, die vom Klimawandel besonders bedroht sind. Unser Engagement findet in Ghana große gesellschaftliche Anerkennung. Darüber hinaus hat mich die UN-Major Group for Children and Youth (UN-MGCY) als Kontaktperson für den Bereich Landwirtschaft ernannt. All das hat mir vermutlich geholfen, ein Green Ticket ergattern zu können, für das ich sehr dankbar bin.
Wie war es, an einem solch historischen Ereignis teilzunehmen?
An der weltweit bedeutendsten Klimakonferenz teilzunehmen war eine prägende Erfahrung. Ich konnte unter anderem eine Paneldiskussion zum Thema „Future of Waste Management in the Global South“ leiten – Teilnehmende aus Vietnam, Ghana, Japan und Thailand berichteten von ihren Aktionen. Als Abfall-Unternehmer war es für mich spannend, Best practice-Modelle aus anderen Ländern kennenzulernen. Außerdem konnte ich mich mit Aktivistinnen und Aktivisten vernetzen, die ich so vermutlich nie kennengelernt hätte.
Besonders gefiel mir, dass in New York jungen Menschen wirklich zugehört wurde: Es gab Sessions, in denen nur junge Stimmen zu Wort kamen und der Generalsekretär als Hauptzuhörer dabei war. Vieles von dem, was ich auf der Konferenz gelernt habe, kann ich auf meine Studieninhalte übertragen: Im Rahmen des Helmut-Schmidt-Programms studiere ich zurzeit Public Management an der Universität Potsdam.
Wie haben Sie Greta Thunbergs berühmt gewordene Rede erlebt?
Ihre Rede war gut, weil sie viele wichtige Aspekte angesprochen hat. Ich bewundere Gretas Direktheit gegenüber den Mächtigen dieser Welt. Die emotionale Vortragsweise sehe ich allerdings kritisch. Meiner Erfahrung nach sind rationale Argumente das bessere Mittel, um zu überzeugen. Es ist wirkungsvoller, als wenn man Menschen das Gefühl gibt, dass man gegen alles ist, wofür sie stehen.