Vom Hörsaal in den Regenwald

Uni mal anders: Die Studierenden des internationalen Studiengangs „Tropical and International Forestry“ fliegen zum Lernen in die Tropen. Dort untersuchen sie Waldgebiete, um nachhaltige Nutzungspläne zu entwickeln. In Kürze geht es für die angehenden Ökologen der Universität Göttingen nach Vietnam.

Foto: Alejandra Sarmiento

Foto: Alejandra Sarmiento

Im vergangenen Jahr erforschten 20 Studierende vier Wochen lang die Regenwälder auf der kleinen, zentral gelegenen philippinischen Insel Leyte. Doch so artenreich und beeindruckend die tropischen Wälder dort sind, so gefährdet sind sie auch. Die Göttinger wollten nun ein Konzept entwickeln, das die vielfältigen Arten der Wälder schützt.

Die Feldarbeit ist fester Bestandteil des zweijährigen Masterstudiengangs, in dem angehende Waldökologen und Forstwissenschaftler aus der ganzen Welt zusammenkommen. „Zwei Drittel unserer Studierenden stammen aus Entwicklungsländern“ sagt Professor Dirk Hölscher. Er ist  der Leiter des internationalen Studiengangs und koordiniert das Projekt.

Schaufel statt Laptop
Schon Monate vorher nehmen die Forschungsaufenthalte die Studierenden in Anspruch. „Wir nennen das Projekt auch „Students‘ Project“, weil die Teilnehmer die Untersuchungen und die Exkursion möglichst weitgehend selbst organisieren sollen“, sagt Hölscher. So gibt es beispielsweise einen „Gesundheitsminister“, der vor allem über die notwendigen Impfungen informiert, oder einen „Visabeauftragten“, der sich um entsprechende Anträge kümmert.

Das letzte Untersuchungsgebiet war ein Tieflandregenwald in der Nähe des philippinischen Ortes Silago, das während Straßenarbeiten erschlossen wurde. Nach einem Besuch der dortigen Göttinger Partneruniversität Visayas State University, begannen die Studierenden mit der Feldforschung: In Kleingruppen zählten und vermaßen sie die tropischen Bäume, analysierten die Schichten des Bodens oder ermittelten die Luftfeuchte und -temperatur. „Die intensive Arbeit mit den Kommilitonen aus den verschiedenen Ländern war eine große Herausforderung. Letztlich konnten wir aber die kulturellen Grenzen überwinden und waren wie eine große Familie“ erinnert sich die Teilnehmerin Maria Montés aus Kolumbien.

Alejandra-Sarmiento

Foto: Alejandra-Sarmiento

Im Gespräch mit Dorfbewohnern
Auch der Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung war Teil des Projekts, denn ein Managementplan zum Schutz des Waldes muss immer die Lebensrealität der Menschen vor Ort berücksichtigen. „Die Wälder stellen ihre wirtschaftliche Grundlage dar. Deshalb ist es wichtig, das Holz in Pufferzonen begrenzt genutzt und Kaffee oder Kakao umweltfreundlich angebaut wird.

„Das muss in den Plan aufgenommen werden“ sagt Hölscher. Mit Hilfe von Fragebögen erfasste Maria Montés mit ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen die Bedürfnisse und Ansichten der Dorfbevölkerung: „Die Bewohner haben uns alles gesagt, was sie wussten und waren so gastfreundlich, dass wir uns am Ende wie zu Hause gefühlt haben.“

Foto: Alejandra-Sarmiento

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Zurück in Deutschland
Zurück in Deutschland werteten die Studierenden die erhobenen Daten aus und hielten sie in Berichten fest. Diese bildeten die Grundlage für den umfassenden Waldmanagementplan. Anschließend prüften ihn die Professoren, dann ging er an die Gemeinde und die Partneruniversität auf den Philippinen.

Der Plan gibt Hinweise darauf, wie der Regenwald zehn Jahre lang geschützt und in Pufferzonen nachhaltig bewirtschaftet werden könnte. Zur Umsetzung der Ideen kommt es aber nur selten. „Uns geht es in erster Linie darum, den Studierenden zu vermitteln, wie ein solcher Nutzungsplan erstellt wird“, sagt Hölscher. Die praxisnahe Lehrmethode hinterlässt in den besuchten Ländern dennoch einen bleibenden Eindruck. „Vor einigen Jahren waren wir in Indonesien, dort zeigte sich die Universität so begeistert von unseren Ergebnissen, dass sie jetzt ein ganz ähnliches Projekt ins Leben gerufen hat“, sagt Hölscher.

Ein Regenwaldgebiet in der Nähe der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi ist das Ziel der nächsten Exkursion. Die Vorbereitung dazu laufen in Göttingen auf Hochtouren.

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