Sieben Milliarden Menschen werden laut Angaben der Vereinten Nationen 2050 in Städten leben – doppelt so viele wie heute. Das Miteinander in solchen Metropolen lebenswert zu gestalten ist eine enorme Herausforderung. Sie beschäftigt auch Alumni der Entwicklungsbezogenen Postgraduiertenstudiengänge (EPOS), die sich auf einem Workshop in Rio de Janeiro vernetzten.
Eingeladen hatte die Arbeitsgemeinschaft entwicklungsländerbezogener Postgraduiertenstudiengänge (AGEP) mit Unterstützung des DAAD. Gekommen waren 37 lateinamerikanische Alumni aus 27 EPOS-Studiengängen. Sie alle haben in ihrem Beruf mit Themen der Urbanisierung zu tun. „Doch im Job bleibt wenig Zeit, sein Netzwerk zu pflegen oder sich interdisziplinär weiterzubilden“, sagt AGEP-Netzwerkkoordinator Robin Pass.
Umso intensiver nutzten die Fachleute die Möglichkeit, drei Tage lang in kleinen Gruppen über Urbanisierung im Zusammenhang mit Bildung und Gesundheit, Wohnungswesen und Slum-Aufwertung, Energie- und Wasserversorgung zu diskutieren.
Neue Blickwinkel
Auch Mobilität fehlte nicht, ist es doch eines der wichtigsten Themen rasant wachsender Städte. „Wir haben überlegt, wie die Mobilität gestaltet werden muss, damit alle Bewohner einer Stadt davon profitieren“, berichtet Robin Pass, der die Mobilitäts-Gruppe moderiert hatte. Ein Problem sei es, dass oft nur Ingenieure für die Planung der Straßen zuständig seien, beobachtet Ana Beatriz Nestlehner Cardoso de Almeida, Alumna des Masterprogramms „Spatial Planning for Regions in Growing Economies“ an der TU Dortmund. Heute arbeitet die Brasilianerin als Raumplanerin in einem Institut, das für Kinder eine sichere Umwelt schaffen will: „Viele Gehwege werden an stark befahrenen Straßen zu schmal gebaut und sind besonders für Kinder gefährlich. Häufig fehlt bei der Planung der Blickwinkel des Fußgängers.“
Genau diese Perspektive brachte die Alumna in den Workshop ein: „Straßen, Wege, Kreuzungen, Plätze müssen so aufeinander abgestimmt sein, dass sich auch Kinder, ältere Bewohner und körperlich eingeschränkte Menschen frei und sicher bewegen können.“ Dafür müsse die Öffentlichkeit in die Planung eingebunden werden.
Grundstein für ein starkes Netzwerk
Wie wertvoll es ist, Alumni zusammenbringen, zeigt Robin Pass mit einem weiteren Beispiel: „Ein Alumnus, der die brasilianische Regierung bei der Umweltgesetzgebung berät, sprach mit einem anderen Teilnehmer über die Bekämpfung illegaler Reifendeponien. Dabei erhielt er entscheidende Impulse für einen Gesetzentwurf.“
Der AGEP-Koordinator hofft, dass weitere solcher Begegnungen im beruflichen Alltag nachwirken. Schließlich haben die Alumni neue Ansätze kennengelernt, die eventuell bei der Problembewältigung in der eigenen Stadt helfen. Außerdem haben sie ihr fachliches Netzwerk erweitert, das birgt viel Potential. Die Alumni, so der Wunsch von AGEP und DAAD, sollen die regionale Vernetzung selbstständig vorantreiben.
„Für mich war der Workshop ein voller Erfolg“, resümiert Raumplanerin Ana Beatriz Nestlehner, „ich verstehe die Herausforderungen, vor denen eine Megacity wie Rio de Janeiro steht, jetzt besser. Und ich habe neue Ideen, wie wir sichere und umweltschonende Mobilität für alle in den Städten schaffen können.“