Eine starke Gemeinschaft

In ihrer Heimat sind sie Führungskräfte, in Deutschland bilden sich die DAAD- Stipendiaten aus Entwicklungsländern in Aufbaustudiengängen weiter. Sie organisierten Anfang November in Dresden einen Workshop zum Thema „Klimawandel und ökologische Nachhaltigkeit“. Sechs weitere Workshops werden 2011 folgen. Anlass der Reihe ist das Jubiläum des Programms „Aufbaustudiengänge mit entwicklungsländerbezogener Thematik“, das im Jahr 2012 zum fünfundzwanzigsten Mal angeboten wird.

Der Yasuni Nationalpark in Ecuador ist ein kleines Paradies: Im tropischen Regenwald des UNESCO Biosphärenreservats findet man so viele verschiedene Arten wie an fast keinem anderen Ort der Erde. Außerdem leben hier zwei Indio-Stämme, abseits aller Zivilisation und im Einklang mit der Natur. Unter dem Gelände liegen jedoch 846 Millionen Barrel Rohöl. Sie würden dem Entwicklungsland einen Erlös von 7,2 Milliarden US-Dollar einbringen, aber auch die Atmosphäre mit 407 Millionen Kubiktonnen Kohlenstoffdioxid verschmutzen. Deshalb möchte das Land auf die Ausbeute verzichten.

Gleichwohl wird das Geld dringend für Investitionen im eigenen Energie-, Bildungs-, Gesundheits- und Sozialsektor benötigt. Für dieses Dilemma hat sich die Regierung in Ecuador eine Lösung ausgedacht: Das Öl bleibt im Boden, wenn die internationale Staatengemeinschaft die Hälfte des Erlöses zahlt. „Eine ungewöhnliche, aber gute Idee“, findet Paola Betancourt, die aus Ecuador stammt und zurzeit in Bochum studiert. Weil der Vorschlag ihres Heimatlandes der Öffentlichkeit bisher weitgehend unbekannt ist, hat sie ihn beim Workshop „Climate Change and Environmental Sustainability“ zur Diskussion gestellt.

Das zweitägige Treffen an der Technischen Universität Dresden hatten DAAD-Stipendiaten organisiert, um sich zum Thema Klimawandel und ökologische Nachhaltigkeit auszutauschen. Eingeladen waren je vier Vertreter aus zehn verschiedenen Masterstudiengängen, von Sustainable Energy Systems and Management an der Universität Flensburg über Vermessung und Geoinformatik an der Fachhochschule Stuttgart bis zu Regionalwissenschaft und Raumplanung am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Sie alle werden im Programm „Aufbaustudiengänge mit entwicklungsländerbezogener Thematik“ gefördert und sind in ihrer Heimat Fach- und Führungskräfte.

Paola Betancourt zum Beispiel macht zurzeit ihren Master in „Development Management“. Sie war vorher in Ecuador für das Öl- und Bergbau-Ministerium tätig. Der Workshop hat ihren Blick auf die Problematik erweitert: „Die verheerendsten Naturkatastrophen spielen sich häufig in armen Ländern ab und die Bevölkerung ist wesentlich stärker betroffen. Gerade in Entwicklungsländern gibt es daher eine ausgeprägte Sensibilität für die Probleme des Klimawandels. Dieser Gedanke sollte uns ermutigen neue Projekte zu entwickeln.“

Möglichkeit zum Austausch guter Ideen gab es viele. Die Teilnehmer stellten Fallstudien aus unterschiedlichen Regionen und aus unterschiedlicher wissenschaftlicher Perspektive vor. Auch ihr beruflicher Hintergrund, der vom Ingenieur bis zum Manager reicht, floss in die Referate mit ein. „Das Thema Nachhaltigkeit von Forstwirtschaft, Wasser, Ackerbau und Tourismus berührt eben sehr viele Studienfelder“, sagt Fred Kalanzi aus Uganda. Er studiert an der TU Dresden „Tropical Forestry Management“ und hat den Workshop gemeinsam mit sechs Kommilitonen organisiert. Basierend auf dem Wissen aus ihrem Studiengang, haben die Studierenden einen Projektplan erarbeitet, der vom DAAD akzeptiert und unterstützt wurde.

Neben der fachlichen Diskussion in Dresden ist Fred Kalanzi der persönliche Austausch mit den Teilnehmern wichtig „Wir haben nur zwei Tage lang zusammengearbeitet. Trotzdem gab es ein starkes Gemeinschaftsgefühl.“ Um dieses zu erhalten und auch in Zukunft den Wissensaustausch zu ermöglichen, gibt es nun eine Mailing-Liste.

Der Dresdner Workshop ist der erste von sieben in einer Reihe, die im kommenden Jahr an verschiedenen Standorten fortgesetzt wird. „Alle Workshops haben ein gemeinsames Motto: sie beziehen sich auf die Lösung globaler und Entwicklungsprobleme und den Beitrag von Hochschulbildung dazu“, sagt Anke Stahl, Referatsleiterin beim DAAD. Anlass der Reihe ist das Jubiläum des Programms „Entwicklungsländerbezogene Aufbaustudiengänge“, das im Jahr 2012 zum fünfundzwanzigsten Mal angeboten wird.

Text: Alexandra Straush

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