Bremen nach dem Studium

Seit Oktober 2013 hat für mich ein neuer Lebensabschnitt in Deutschland begonnen – ich bin jetzt keine Studentin mehr. Um ganz ehrlich zu sein: Das hört sich leichter an, als es ist. Das Leben ist plötzlich ziemlich teuer geworden, weil viele Privilegien wegfallen, die Studierende in Deutschland genießen. Am meisten vermisse ich das Semesterticket der Universität Bremen, mit dem ich in Bremen und ganz Niedersachsen kostenlos fahren konnte.

Trotzdem bereue ich es nicht, in Deutschland geblieben zu sein, statt direkt nach dem Studium wieder in die Heimat zurückzukehren. So habe ich die internationalen Studierenden aus dem ISATEC-Jahrgang  2013 kennengelernt und mit viel Freude einen Flohmarkt veranstaltet. Mit Freunden hatte ich soeben den „Freimarkt“ besucht, das größte Volksfest in Niedersachsen. Was meine akademische Weiterbildung angeht, so hatte ich Gelegenheit, zur Chinesisch-deutschen Sommerschule 2013 nach Tsingtao zu reisen  Außerdem nutze ich die Zeit, um mich für Praktika und Jobs in Afrika und Europa zu bewerben, die etwas mit meinem MSc.-Abschluss zu tun haben.

Bis daraus etwas wird, arbeite ich an zwei unterschiedlichen Projekten mit den Schwerpunkten nachhaltige Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen und indigene Kenntnisse von Küstenbevölkerungen in Asien und Afrika mit. Die Untersuchung in Afrika ist Teil eines umfassenden multinationalen Großprojekts und wird im November beginnen. Wir beschäftigen uns  mit den Ursachen für Veränderungen in den Fischereiressourcen in der Mündung des Cross River, unter besonderer Berücksichtigung des Heringsartigen Ethmalosa fimbriata, der im Südosten von Nigeria von enormer Wichtigkeit ist. Auch das weitergegebene  Erfahrungswissen über den Lebenszyklus, die Laichsaison und die Bewirtschaftung der Fischbestände wird dabei eine Rolle spielen. Durchgeführt wird die Feldforschung von fachkundigen Studierenden unter Anleitung von internationalen und lokalen Projektbeauftragten.

Wie komme ich dazu, mich an einem solchen Projekt zu beteiligen? Ganz einfach, ich bin schließlich aus Nigeria und wir werden mit indigenen Fischern und „Fischer-Mamis“ (so werden die Frauen genannt, die den Fisch auf dem Markt verkaufen) zusammenarbeiten, die Efik sprechen. Nicht, dass ich schon jemals zuvor im Cross River State in Nigeria gewesen wäre und die Sprache beherrsche ich ebenfalls nicht. Aber für die tägliche Arbeit reicht das nigerianische „Pidgin-Englisch“ zweifellos aus. Ich kann gar nicht sagen, wie ich mich auf diese Reise an den Küstenstaat mit seinem reichen kulturellen Erbe und seiner landschaftlichen Schönheit freue.

Und was wird dort meine Aufgabe sein? Ich werde unter anderem Drittmittel beantragen, Fragebögen entwickeln und mich aktiv in die Organisation und Durchführung der Forschungsarbeiten einbringen. Sagen wir es lieber so: Ich bin so etwas wie eine freiberufliche Projektmanagerin!

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