Wie konzipiert man ein Forschungsvorhaben im Gesundheitsbereich, wie gestaltet man den Unterricht? Das sind Schwerpunkte der Summer School, zu der das Heidelberger Institut für Global Health DAAD-Stipendiaten einlädt: zukünftige Hochschullehrer und Führungskräfte. Der vierwöchige Kurs hat jetzt zum dritten Mal stattgefunden. Teaching Coordinator Dr. Pauline Grys erklärt, warum er für die Teilnehmenden außergewöhnlich ist.
An wen richtet sich die Summer School?
Angesprochen sind Masterstudierende und Doktoranden. Sie kommen aus Entwicklungsländern und werden vom DAAD gefördert. Die Stipendiaten studieren und forschen nicht in Deutschland, sondern überwiegend in ihren Heimatländern. Später werden sie als Fach- und Führungskräfte, vor allem auch als Hochschullehrende arbeiten. Durch sie soll auch der Aufbau leistungsfähiger und weltoffener Hochschulen in den Partnerländern sowie die Vernetzung mit Deutschland unterstützt werden.
Wie viele Teilnehmende kamen nach Heidelberg?
In diesem Jahr bewarben sich 100 Interessierte aus 20 Ländern. Von ihnen wurden 15 Masterstudierende und 9 Doktoranden ausgewählt, sie stammen aus elf Ländern. 80 Prozent der Teilnehmenden kamen zum ersten Mal nach Deutschland oder Europa; das gilt für alle drei Summer Schools. Viele waren noch nie zuvor im Ausland und haben keine Erfahrung, in einer internationalen Gruppe zu lernen und zu diskutieren.
Schulung in interdisziplinärem Arbeiten
Was bedeutet das für die Gestaltung der Summer School?
Wir starten mit einem interkulturellen Training und geben den Teilnehmenden genügend Raum, sich über ihre Erfahrungen in Deutschland und mit der internationalen Gruppe auszutauschen. Das ist grundlegend für ein gutes Klima und eine wirkungsvolle Zusammenarbeit. Zudem lernen die Stipendiatinnen und Stipendiaten daraus viel für ihre spätere Karriere. Ebenso wichtig ist die Erfahrung, über den eigenen fachlichen Horizont hinauszublicken und sich mit dem Wissen und den Methoden anderer auseinanderzusetzen.
Was heißt das konkret?
Beim Thema Gesundheit geht es nicht nur um Heilung, sondern auch um Aufklärung und Prävention. Denken Sie zum Beispiel an die Infektionskrankheit Ebola. Entsprechend kommen die Teilnehmenden der Summer School aus unterschiedlichen Fächern: Ingenieure, die in der Wasserversorgung arbeiten, sind ebenso dabei wie Soziologen, Zahnmediziner oder Gesundheitsökonomen – die Summer School ist eine Schulung in interdisziplinärem Arbeiten.
Um welche Themen geht es bei den Vorträgen und Workshops?
Wir haben drei große Schwerpunkte: Lehre, Forschung und Drittmitteleinwerbung – in allen drei Bereichen wollen wir die Kompetenzen der Stipendiatinnen und Stipendiaten stärken. Beispielsweise lernen sie, wie man ein Forschungsprojekt im Gesundheitsbereich plant und umsetzt. Ein weiteres Thema umfasst partizipative Lehrmethoden. Die meisten der Teilnehmenden kennen nur Frontalunterricht und starre Hierarchien. Sie sind es nicht gewohnt, in einer Gruppe gemeinsam zu diskutieren und etwas zu erarbeiten. Genau das – der kontroverse Austausch und effektive Zusammenarbeit – wird in der Summer School eingeübt.
Intensive Gruppendynamik
Wie kommt das an?
Anfangs traut sich keiner, etwas zu sagen. Erst im Laufe der Zeit werden die Workshops lebhaft. Die Teilnehmenden lernen mit- und voneinander, tauschen sich aus, fordern sich auch heraus. Das ist bei jeder Summer School ein sehr spannender Prozess.
Konzipieren Sie jedes Jahr ein neues Programm?
Die Schwerpunkte bleiben gleich, wir passen den Kurs aber an die jeweilige Gruppe an und entwickeln so das Programm weiter. In diesem Jahr mussten die Teilnehmenden zum ersten Mal in einer interaktiven Präsentation die Lessons Learned erarbeiten: Dabei handelt es sich vor allem um Impressionen vom Zusammenleben und Arbeiten in der internationalen Gruppe sowie vom Gastland. Ein neuer Programmpunkt war auch die Fahrt zum Europa-Parlament in Straßburg – ein Besuch, der die Stipendiaten sehr beeindruckt hat.
Was ist für die Teilnehmenden neben den Inhalten wichtig?
Deutschland und die interkulturelle Gruppe zu erleben. Und der Besuch beim DAAD in Bonn, also mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu sprechen, die sie bisher nur über E-Mails kennen. Außerdem sind die Stipendiaten sehr daran interessiert, Kontakte zu Professoren zu knüpfen, denn viele der Masterstudierenden denken über eine Promotion in Deutschland nach.