Mit den Menschen planen

30 Jahre Entwicklungsbezogene Postgraduiertenstudiengänge – Rückblicke, Ausblicke, Einblicke

Dr. Damodar Adhikari, Nepal
1995-1997 MSc SPRING, TU Dortmund/SURP Philippinen

Damodar Adhikari arbeitet bei der Forschungseinrichtung Research Triangle Institute (RTI) International. Dort fördert er mit dem Projekt „Health for Life“ die Entwicklung eines auf Gleichberechtigung ausgelegten nepalesischen Gesundheitssystems – für alle Geschlechter, Klassen und Ethnien. Wie passt das mit seinem Master in Raumplanung zusammen?

Damodar Adhikari während seiner Studienzeit in Dortmund ©Privat

Als 2015 ein schweres Erdbeben Nepal erschütterte, war Damodar Adhikari bestens ausgebildet und aufgestellt, um zu helfen: Der Raumplaner engagierte sich bei der Rekonstruktion des Gesundheitswesens und beim Aufbau neuer Gesundheitszentren. Diese sollten erdbebensicher sein und die durch die Katastrophe ausgelöste Umsiedlung der Menschen berücksichtigen.

Das Handwerkszeug dafür lernte Damodar Adhikari von 1995 bis 1997 an der TU Dortmund und der School of Urban and Regional Planning (SURP) im Masterstudiengang Spatial Planning for Regions in Growing Economies (SPRING). „Das Programm bot genau das, was ich in meiner damaligen Position als Planungsbeamter beim Ministerium für Lokale Entwicklung in Nepal brauchte: analytisches und kritisches Denken, den Umgang mit Planungswerkzeugen und Techniken für eine gute Zusammenarbeit mit der Bevölkerung“, sagt Damodar Adhikari. „Die gelungene Verknüpfung von Theorie und Praxis hat mich darin bestärkt, diesen Weg weiterzugehen und mich für die gesellschaftspolitische Entwicklung in meinem Land einzusetzen.“

Wichtiges Handbuch verfasst
Nach einem Jahr in Dortmund und einem an der SURP kehrte der DAAD-Alumnus in seine Position beim Ministerium zurück – und das mit voller Kraft: „Ich entwickelte unter anderem ein Handbuch für die Bezirksplanung. Es war das erste seiner Art und wird bis heute genutzt.“ Auch andere Leitlinien für Ausbildungsleiter stammen aus Adhikaris Feder. Er verfasste eine Verordnung zur lokalen Selbstverwaltung und arbeitete am Community Environmental Awareness & Management-Projekt (CEAMP) mit, das durch Initiativen das Umweltbewusstsein in der Kommune stärken sollte.

Bis heute liegt ihm das Thema Umweltschutz am Herzen und hier verwirklicht er ein alltagstaugliches Projekt. „Ich habe ein System auf den Weg gebracht, das mithilfe spezieller Würmer Abfälle kompostiert – umgangssprachlich als Vermi-Kompostierung bekannt“, sagt Adhikari, dessen Master auf den Philippinen das Spannungsverhältnis zwischen Ökologie und Ökonomie thematisierte. „Bisher konnte ich mehr als 10.000 Privatpersonen und Bauern in Nepal in dieser Technik schulen.“

Zurück in Nepal: Damodar Adhikari gibt sein Wissen weiter ©Privat


Arbeit an der nepalesischen Verfassung

Adhikaris Kenntnisse sind fundiert: Bevor er 2006 ans RTI wechselte, promovierte er neben seiner Arbeit im Ministerium an der TU Dortmund zum Thema „Towards Local Democracy in Nepal, Power and Participation in District Development Planning“. Seine Forschungsergebnisse brachte der Raumplaner in die Gestaltung der Verwaltungsstruktur in Nepal ein: „Nach einigen Vorträgen zu meinem Thema haben politische Parteien, die verfassungsgebende Versammlung und UN-Sonderorganisationen mich 2015 dazu eingeladen, sie bei der Ausarbeitung der neuen Verfassung zu beraten – insbesondere hinsichtlich der Struktur und Funktion der lokalen Verwaltung.“

Der SPRING-Jahrgang 1995 ©Privat


Nicht nur in der Universität lernen

Dass seine Karriere sich so positiv entwickelt hat, schreibt Adhikari seiner Zeit in Deutschland zu –innerhalb und außerhalb der Universität. „Der Master hat den Grundstein für meine Fachkompetenz gelegt, aber meine außeruniversitären Erfahrungen sind mindestens genauso wichtig“, sagt er. „Reisen, Beobachtungen und der Umgang mit Menschen – all das hat mich sehr bereichert.“ Noch heute profitiert er von seinem guten Zeitmanagement, der interkulturellen Erfahrung und der Überzeugung, dass auch sehr verschiedene Persönlichkeiten zusammen etwas Produktives schaffen können. Dementsprechend sein Rat an die aktuellen Stipendiaten: „Nutzt eure Zeit in Deutschland und seht euch so viel wie möglich vom Land an. Das Lernen findet nicht nur in der Universität statt.“