Voneinander lernen, Ideen austauschen, Gesprächspartner zu nachhaltigem Verhalten anregen: Darum geht es dem Alumni-Netzwerk ANESCo. Vor einigen Wochen lud die Universität Greifswald zum vierten Projektseminar ein. Der lebendige, intensive Dialog prägte das internationale Expertentreffen.
Dr. Tiemo Timmermann, Koordinator des internationalen Masterstudiengangs „Landscape Ecology and Nature Conservation“ (LENC) an der Universität Greifswald, hat ANESCo 2013 ins Leben gerufen. Die Abkürzung „ANESCo“ steht für Alumni Network for Ecology, Sustainability and Conversation. Getragen wird das Alumni-Netzwerk von ihm, seinem Team und von „STUBE“, einem Studienbegleitprogramm für Studierende aus Afrika, Asien, Lateinamerika sowie Osteuropa – und vom DAAD durch die EPOS-Studiengänge mit Individualstipendien für Teilnehmer aus Entwicklungs- und Schwellenländern. Mittlerweile engagieren sich rund 100 Alumni aus 40 Ländern und von allen Kontinenten bei ANESCo.
„Bei den ANESCo-Treffen geht es darum, aus der Hochschule herauszugehen, Projekte anzustoßen und etwas zu bewirken“, betont Timmermann. Ein Schwerpunkt des jüngsten Treffens war die Schulbildung und dabei die Frage, welche Alternativen es zum Frontalunterricht gibt.
Deutsche Schulen in der Dhaka Tribune
Alle zwei Jahre findet ein solches DAAD-gefördertes Netzwerk-Seminar statt. Diesmal hatten sich 120 Alumni für das zehntägige Treffen beworben. Ausgewählt wurden 35 Ehemalige aus unterschiedlichen Fachgebieten und 24 Ländern, darunter der frühere EPOS-Stipendiat Mehedi Ahsan aus Bangladesch, der 2010 in Berlin „International and Development Economics“ studierte.
Die Ehemaligen besuchten die Freie Schule Rügen und die Martinschule in Greifswald. Letztere wurde für ihr Inklusionskonzept mit dem Deutschen Schulpreis ausgezeichnet. Über seine Begegnungen berichtete Mehedi Ahsan, der für die Förderbank KfW in seinem Heimatland arbeitet, in der Dhaka Tribune. Beeindruckt hat ihn, dass die Lehrer in beiden Schulen nur in Ausnahmefällen frontal unterrichten – und dass Kinder und Jugendliche zu „verantwortungsbewussten Weltbürgern“ erzogen werden. Vor diesem Hintergrund dachte er in seinem Artikel darüber nach, was Bangladesch von diesen Schulkonzepten lernen kann.
Spannender Input aus Nepal
Ein weiteres Highlight des Alumni-Treffens war für Mehedi Ahsan der Besuch des Biosphärenreservats Südost-Rügen und der Insel Vilm mit ihrer internationalen Naturschutzakademie. Anregungen gab es aber nicht nur für die Alumni. „Neben den Impulsen, die sie mit in ihre Heimatländer nehmen werden, brachten sie auch Input nach Deutschland mit“, sagt Koordinator Timmermann. Zum Beispiel: Wie werden Schulgärten angelegt, wie befassen sich Schüler mit Natur-, Umwelt- und Klimaschutz? „Nepal ist hier sehr aktiv, und unsere Alumni hatten beim Besuch der beiden deutschen Schulen viel zu erzählen.“ Diese Begegnung mit dem internationalen Expertenteam hat die Lehrerinnen und Lehrer sehr inspiriert, berichtet Timmermann.
Nicht nur an den Schulen, sondern auch darüber hinaus hinterließ ANESCo Spuren: „weil Menschen verschiedener Kulturen, Sprachen und Hautfarben zusammenkamen. Die Teilnehmenden behandeln einander mit Respekt und haben in den sechs Jahren, seit das Netzwerk aktiv ist, einen starken Teamgeist entwickelt. Das ist deutlich sichtbar, und hat andere Menschen beeindruckt, denen sie während der Projekttage begegnet sind“, betont Dr. Timmermann.
CO2-Belastung kompensieren
Bis zum nächsten Treffen, das für das Jahr 2021 in Costa Rica geplant ist, soll eine Website für das ANESCo-Netzwerk aufgebaut sein. Nachhaltige Ernährung und Klimaschutz werden dann im Mittelpunkt stehen – und wieder werden Netzwerk-Mitglieder aus aller Welt anreisen. Die CO2-Belastung durch die Flüge soll durch Spenden für entsprechende Projekte kompensiert werden. Dieser Beitrag von rund 60 Euro pro Teilnehmer ist freiwillig, 2019 lag die Kompensationsrate aber bereits bei 80 Prozent. Timmermann hofft darauf, dass beim nächsten Treffen 100 Prozent erreicht werden. Ganz im Sinn des Netzwerk-Konzepts: Nicht nur über Nachhaltigkeit zu reden, sondern nachhaltig zu handeln.
Link zur Dhaka Tribune:
https://www.dhakatribune.com/opinion/op-ed/2019/06/09/the-future-is-in-their-hands