Nicht aufgeben

Von 2007 bis 2009 habe ich an der Technischen Universität Dresden im englischsprachigen Masterstudiengang Hydro Science and Engineering studiert. Meine Abschlussarbeit schrieb ich über innovative Verfahren der Abwasserreinigung. Außerdem leitete ich ein Projekt mit dem Schwerpunkt Nepal, das sich mit der Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels beschäftigte. Die drei Jahre in Dresden vergingen zwar wie im Flug, dennoch habe ich einen Eindruck von der deutschen Kultur und der Freundlichkeit der Menschen gewonnen. Dresden spielt auch in anderer Hinsicht für mich eine große Rolle, denn dort ist ein Engel in mein Leben getreten – meine Tochter Shareen.

Nach meiner Rückkehr musste ich 18 Monate lang in Nepal geradezu Klinken putzen, um Arbeit zu finden. Ich brauchte dringend einen neuen Job, denn das Projekt, an dem ich vorher gearbeitet hatte, war ausgelaufen. In dieser Zeit wohnte ich bei Freunden und hatte mir fest vorgenommen, mich durch nichts von meinem Optimismus abbringen zu lassen. Trotzdem war ich irgendwann soweit, dass ich dachte, ich müsste mein Land wieder verlassen, weil es keinen Platz für mich gab. Durch Zufall erfuhr ich vom Programm „Rückkehrende Fachkräfte“ des Centrums für internationale Migration und Entwicklung.

Eigentlich hätte ich mich vor meiner Rückkehr nach Nepal für das Programm bewerben müssen. Dank der Programmkoordinatorin wurde meine Bewerbung dennoch akzeptiert. Das gab mir die Chance, meine in Deutschland erworbenen Stärken, mein Wissen und meine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen – auch einem größeren Publikum, denn es folgten Einladungen zu Vorträgen und Publikationen in Fachzeitschriften. So konnte ich mein Wissen anbringen und meinen beruflichen Horizont erweitern. Es dauerte nicht lange, bis man mir eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Nepal Development Research Institute anbot. Dort wurde ich im Laufe eines Jahres zum Programmkoordinator befördert, weil ich für ein technisches Projekt beträchtliche Drittmittel eingeworben hatte. Dass ich mich beruflich in so hervorragender Weise qualifizieren konnte, ist maßgeblich dem DAAD und der TU Dresden zu verdanken.

Seit fast einem Jahr arbeite ich als Assistenzkoordinator für das Nepalesische Länderbüro der Welthungerhilfe. Meine Arbeitsschwerpunkte sind Ernährungssicherheit, Wasser, Verbesserung der Gesundheits- und hygienischen Einrichtungen, Reduzierung des Risikos von Naturkatastrophen, Agrarwissenschaften und kommunale Entwicklung. Es erfüllt mich mit Stolz, wenn ich sehe, zu welchen Veränderungen meine Arbeit beiträgt: angefangen bei technischen Weiterentwicklungen und dem Einsatz von Bewässerungsanlagen bis hin zu den Bauern, die landwirtschaftliche Qualitätsprodukte erzeugen und besser darüber informiert sind, wie sie drohenden Naturkatastrophen begegnen können.

Mein Aufbaustudium in Deutschland hat mir nicht nur geholfen, eine gute Arbeit zu finden und mein Wissen zu professionalisieren sondern auch in den schwierigen Zeiten nach meiner Rückkehr, den Mut nicht zu verlieren. Wenn man seine Heimat einmal verlassen hat, ist es nach der Rückkehr wohl nie wieder so wie vorher; damit muss man sich abfinden. Wenn wir aber stark bleiben und an unseren Träumen festhalten, können wir trotzdem viel erreichen. Nur eines ist dabei vonnöten: Geduld.

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