1 bis 8: Wie nah sind wir an den Millenniumentwicklungszielen?

Ziel 5: Verbesserung der Gesundheitsversorgung für Mütter

DAAD-Stipendiatinnen und -Stipendiaten nehmen die acht Millenniumentwicklungsziele (MDGs) der Vereinten Nationen in den Blick. Ihre beruflichen Erfahrungen und ihr Studium in Deutschland machen sie dabei zu Experten. Dr. Evita Hanie Pangaribowo spricht im Interview darüber, dass Lösungsstrategien tiefer ansetzen müssen, um die Gesundheitsversorgung von Müttern zu verbessern.

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„Das Verhalten muss sich ändern“
Seit Abschluss ihrer Promotion an der Universität Bonn forscht Evita Pangaribowo als Senior Researcher am Zentrum für Entwicklungsforschung, ebenfalls an der Universität Bonn. Später will die Indonesierin das neu gewonnene Know-how in ihrer Heimat umsetzen.

Evita Pangaribowo  Foto: Muhammed Abdella Usman

Evita Pangaribowo
Foto: Muhammed Abdella Usman

Was verbindet Ihr aktuelles Projekt mit dem 5. Millenniumentwicklungsziel?
Ich forsche zum Zustand des Wassers, Hygiene und Agrikultur in Asien und Afrika und wie sich dieser auf die Gesundheit und Ernährung der Bevölkerung auswirkt. Dabei sind alle acht Millenniumentwicklungsziele relevant, weil sie in Verbindung zueinander stehen. Die Sicherung der Gesundheit ist zum Beispiel eng mit dem Ziel der ökologischen Nachhaltigkeit verknüpft: In Entwicklungsländern sind hauptsächlich Frauen und Kinder dafür zuständig, Wasser aus Brunnen zu holen. Da die Wasserqualität oft schlecht ist, hat das direkte Konsequenzen für die Gesundheit der Mutter und der ganzen Familie.

Wie kann geholfen werden?
Das fünfte Millenniumentwicklungsziel lässt sich nicht allein durch den leichteren Zugang zu medizinischer Versorgung erreichen, dafür sind die Probleme zu komplex. Entscheidend ist, dass die Frauen erkennen, wie sie ihre Gesundheit erhalten und schützen können. Bildung spielt dabei die Schlüsselrolle.

Immer wieder ist die Rede von verhinderbaren Risiken. Was ist damit gemeint?
Solche Risiken sind relativ leicht und kostengünstig zu bekämpfen und Erfolge werden schnell sichtbar. Ein Beispiel: Wer regelmäßig Seife zur Körperhygiene verwendet, schützt sich vor Ansteckung mit Krankheitserregern. Das Problem liegt nun darin, dass die Betroffenen ihr Verhalten ändern müssen. So müssen Mütter über Gesundheit, Ernährung und Hygiene aufgeklärt werden, damit sie verstehen, warum es sinnvoll ist, sich häufig die Hände mit Seife zu waschen. Auf diese Weise senkt eine einfache Maßnahme das Risiko etwa an Diarrhö zu erkranken, der weltweit zweithäufigsten Ursache für Kindstod.

Wie kann diese Aufklärung gelingen?
Es ist nicht nur wichtig, das Problem bekannt zu machen. Im selben Atemzug muss das Image einer gesunden, selbstbewussten und starken Frau etabliert werden. Anweisungen mit erhobenen Zeigefinger bringen wenig. Nötig ist eine indirekte Kommunikationsstrategie, die alle Mitglieder der Gemeinschaft mit einbezieht. Um die Seife wieder als Beispiel heranzuziehen: Muslime waschen sich die Hände vor dem Gebet, somit wird es zum Ritual und gehört zur Religion. Dieser Ansatz ist besser zu verstehen und anzunehmen. Wenn die gesamte Gemeinschaft in den Aufklärungsprozess eingebunden wird, lernen ihre Mitglieder auch voneinander. Verhaltensänderungen werden innerhalb einer Gemeinschaft besser angenommen als von Außenstehenden.

Bis 2015 wird das Millenniumentwicklungsziel nicht mehr erreicht. Wie geht es weiter?
Von dem Ziel, die Sterblichkeitsrate bei Müttern um 75 Prozent zu senken, sind wir noch weit entfernt. Aber immerhin ist sie bereits um 45 Prozent im Vergleich zu 1990 zurückgegangen, das ist ein Anfang. Es fehlen aussagekräftige Daten, Zahlen und deren Evaluierung, um eine weiterführende Lösungsstrategie aufzubauen. Nur auf dieser Basis können wir die Ursachen für die Probleme ermitteln und bestimmte Handlungsmuster erklären. In Indonesien haben wir zum Beispiel erkannt, dass Frauen aus den ärmeren Vierteln nicht in die Gesundheitszentren gehen, weil diese zu weit entfernt sind. Hier handelt es sich also um ein infrastrukturelles Problem. Ein Lösungsansatz: Die Gesundheitszentren arbeiten mit den traditionellen Heilern und Hebammen aus den Dörfern zusammen und schulen sie. So erhalten die Frauen auch in ihrem Dorf eine professionellere medizinische Versorgung.

Mehr Informationen zum fünften Millenniumentwicklungsziel gibt es hier