Seit anderthalb Jahren bin ich nun schon wieder zurück in Nicaragua. In meinem derzeitigen Job habe ich wie schon während meines Masterprogramms in Deutschland Gelegenheit auf Reisen zu gehen und viele neue und ganz unterschiedliche Menschen zu treffen. Es ist immer wieder spannend, neue Kulturen und Länder kennenzulernen.
Im April 2014 war ich zum Beispiel beruflich eine Woche lang in Nepal für einen Workshop und eine internationale Konferenz zum Thema Anpassung an den Klimawandel. Die Menschen in Nepal haben mich tief beeindruckt. Obwohl es ihnen an den einfachsten Dingen mangelt, haben sie meist ein freundliches Lächeln für Fremde. Bei unseren Besuchen begrüßten uns die Leute auf den Dörfern sehr herzlich, führten Tänze auf und luden uns zum Essen und Trinken ein. Das Wenige, was sie besitzen, haben sie gerne mit uns geteilt. Mir hat es auch deshalb große Freude gemacht, dort Souvenirs für meine Familie und Freunde zu kaufen, die außerdem sogar im Vergleich zu Nicaragua noch ausgesprochen günstig waren.
Letzten Februar war ich (ebenfalls eine Dienstreise) in der Schweiz, wo eine Zwischentagung im Rahmen der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen stattfand. Ich hatte keine Gelegenheit, mehr von der Schweiz zu sehen als Genf, aber die Landschaft dort war ebenso spektakulär wie in Nepal – der Genfer See, der Blick auf die Alpen und die Architektur – und auch wenn die Menschen dort vielleicht nicht so viel gelächelt haben, freundlich waren sie auch alle. Ein regelrechter Schock dagegen waren die Lebenshaltungskosten in der Schweiz – die Preise fürs Essengehen, für Schokolade und eigentlich überhaupt für alles. Nicht nur im Vergleich zu Nicaragua, sondern auch gemessen an Deutschland ist dort alles extrem teuer. Ich konnte es mir nicht einmal leisten, einen Stadtbummel zu machen, einen Kaffee zu trinken, geschweige denn Andenken für die Daheimgebliebenen mitzubringen. Also ging es leider ohne die traditionelle köstliche Schweizer Schokolade wieder heim.
Die Reise in die Schweiz war für mich nur ein weiterer Beleg für unproduktive und ungerechte Ressourcenverteilung. Während man in Nepal ohne Probleme für einen Dollar schöne Mitbringsel für zu Hause finden kann, war in der Schweiz unter zehn Dollar nichts aufzutreiben. Der Vergleich zwischen diesen beiden Ländern lässt sich auch auf andere übertragen. In vielen Ländern führt ein Anstieg des Bruttoinlandsprodukts nur dazu, dass die Reichen noch reicher werden und die Armen noch ärmer.
Was können wir dagegen tun? Wie können wir dafür sorgen, dass jeder Mensch auf der Welt, seine Grundbedürfnisse befriedigen kann? Die Antwort auf diese Frage ist alles andere als einfach. Dieses Jahr kommen unsere Regierungen zusammen, um zwei wichtige Übereinkommen in Bezug auf die nachhaltige Entwicklung der Menschheit und Umwelt zu treffen, die uns vielleicht auf den richtigen Weg bringen können: die Post-2015-Agenda, die gegenwärtig 17 Ziele formuliert, und das neue Klimaschutzübereinkommen zur Bekämpfung der in einigen Ländern bereits jetzt spürbaren Folgen des Klimawandels. Wir Bürgerinnen und Bürger sollten von unseren jeweiligen Regierungsvertretern fordern, dass sie das Wohlergehen aller Menschen, auch der zukünftigen Generationen, dabei im Auge behalten. Und wir sollten selbst dazu beitragen, dass die erforderlichen Wandlungsprozesse gelingen, und Vorschläge entwickeln, wie es auch anders gehen könnte. Denn wie ein Sprichwort schon sagt: Jedes Volk hat die Regierung, die es verdient.