Nach jüngsten Erhebungen hat Nepal ein Armutsniveau von 25,2 Prozent, in ländlichen Gegenden liegt die Armutsquote etwa zweimal so hoch (27,2 %) wie in den Städten (15,46 %). Laut Regierungsstatistiken trägt der Agrarsektor etwa 39 Prozent zur Bruttowertschöpfung des Landes bei. Die weit überwiegende Zahl aller Haushalte lebt von der Landwirtschaft oder von landwirtschaftlichen Tätigkeiten wie Tierhaltung oder der Sammlung von Waldprodukten. Aber nur etwa 21 Prozent der Gesamtbodenfläche des Landes ist fruchtbares, für landwirtschaftliche Zwecke geeignetes Land. Die indigene Bevölkerung besteht zu etwa 80 Prozent aus Kleingrundbesitzern (<1 Morgen) oder Kleinbauern (1-2 Morgen) – so weit die Fakten.
Ich komme aus Nepal, wo ich in einer entlegenen, armen Region im Himalaya aufgewachsen bin. Und ich habe in Deutschland Wasserwissenschaften und Ingenieurwissenschaft studiert. Mit dieser Ausbildung kann ich dazu beitragen, dass sich etwas an diesen Zahlen ändert und das Land eine bessere Zukunft erhält.
Deswegen freut mich jede Erfolgsmeldung von Bauern, denen ich mit meiner Arbeit helfen konnte. Einer von ihnen ist Kuber Praja, verheiratet und Vater von sechs Kindern. Er besitzt vier Morgen Land, davon weniger als ein Morgen eingetragene landwirtschaftliche Nutzfläche. Mehr als diese Parzelle hat er nicht, um den Lebensunterhalt der Familie zu bestreiten. Seine Kinder gehen alle zur Schule, was es für ihn nicht leichter macht, aus dem Stück Boden genügend Einkommen zu generieren. Jedenfalls nicht mit der monokulturellen Landwirtschaft, die er bisher betrieb und die ihm entsprechend geringe Erträge einbrachte.
Damit ist es jetzt zum Glück vorbei. Nach einigen Schulungen in integriertem Naturschutz und nachhaltiger Naturressourcenbewirtschaftung (SIFS), wozu auch Pflanzschulung und der saisonale/nicht-saisonale Gemüseanbau gehörte, hat er begonnen, sich als Gemüsebauer zu versuchen. Auf einem Teil seines Landes baut er Blumenkohl und Tomaten an und kann durch den Verkauf auf dem lokalen Markt NRs 6.000 (umgerechnet 49 Euro) verdienen. NRs 7.000 (EUR 57) nimmt er durch den Verkauf von Saatgut für Ganzjahressorten von Bohnen ein – das hat er im SIFS-Training gelernt. Kuber Praja kann seine Familie jetzt ernähren und ein Einkommen erwirtschaften, das ihre Bedürfnisse deckt. „Mein Land lag brach, weil mir bestimmte Kenntnisse fehlten. Das hat sich geändert“, sagt er. „Ich kann uns jetzt selbst versorgen und die Überschüsse auf dem Markt verkaufen, um genügend Geld für die ganze Familie zu verdienen.“
Von seinem Erfolg profitieren aber auch noch andere. Denn er zeigt anderen Bauern in seiner Umgebung, wie sie bessere Landwirtschaft betreiben und Einkommen erarbeiten können. Seine Nachbarn und seine Familie wissen bereits, wie integrierte Landwirtschaft funktioniert und wie sich von kommerziellem Gemüseanbau eine Familie ernähren lässt.
Wenn ich Menschen wie Kuber Praja über ihre Erfahrungen reden höre oder wenn mir Frauen wie Saani Gurung sagen, dass das SIFS-Projekt „ihr ganzes Leben verändert“ und ihnen einen „Weg aus der Armut“ gezeigt hat, dann überkommt mich ein Lächeln. Ich weiß dann, dass meine Entscheidung für die Rückkehr in mein Land richtig war. Mit meiner Arbeit kann ich hier