Bankfachmann David Mora erklärt, woran Kredite scheitern.
David Mora arbeitet im Center of Competence Renewable Energies der Commerzbank. Hier entscheidet er als Projektmanager über die Machbarkeit internationaler Projekte. Er war DAAD-Stipendiat im Masterstudiengang „Sustainable Energy Systems and Management – SESAM“ an der Universität Flensburg von 2001 bis 2003
Angenommen, ich benötige Geld für ein Projekt im Bereich regenerative Energien. Wo bekomme ich es her?
Das kommt auf die Höhe der Investition an. Für kleinere Projekte mit regionalem Ansatz sind Sparkassen oder andere lokal ausgerichtete Banken ein guter Partner. Für größere Investitionen brauchen Sie eine deutschlandweit oder international agierende Bank. Die Commerzbank zum Beispiel hat eine eigene Abteilung für den Bereich Erneuerbare Energien. Hier betreuen wir auch sehr große Projekte wie etwa einen Off Shore-Windpark in Belgien, an dem mehrere Banken und private Geldgeber beteiligt sind.
Wie wird über einen Kredit entschieden?
Bei jedem Projekt gilt es, anhand der Unterlagen zu prüfen, ob sich das Vorhaben sinnvoll verwirklichen lässt: Ist es technisch ausgereift, wirtschaftlich Erfolg versprechend und rechtlich abgesichert? Wenn ich zu einem positiven Ergebnis komme, versuche ich damit unsere Kreditabteilung zu überzeugen.
Was spricht gegen eine Finanzierung?
Unsichere Investitionen. Unsere Kredite in der Projektfinanzierung laufen in der Regel über mehr als 15 Jahre. Das geht nur bei stabilen Rahmenbedingungen. Länder, die politisch oder wirtschaftlich unsicher sind, scheiden aus. So könnte ich beispielsweise der Finanzierung eines Windparks in meinem Heimatland Kolumbien auf Grund der niedrigen Energiepreise nicht zustimmen. Er wäre im Vergleich zu konventioneller Energie nicht konkurrenzfähig. Dazu müsste die Regierung erst entsprechende Rahmenbedingungen schaffen.
Mit diesen Problemen kämpfen viele Entwicklungsländer. Welche Chance auf Kredite haben sie?
Eine Möglichkeit ist die so genannte Kreditversicherung: Wenn der deutsche Staat etwa ein Interesse daran hätte, dass in Deutschland produzierte Windräder in Kolumbien aufgebaut werden, kann er über staatliche Kreditversicherungen das Risiko der Banken abfangen. Der zweite Weg sind die Entwicklungsbanken. Sie erhalten staatliche Gelder und sind zu größeren Risiken bereit als privatwirtschaftliche Investoren. Sind ihre Pilotprojekte erfolgreich, öffnen sie die Tür zu neuen Märkten. Die privaten Geldgeber ziehen dann nach.