Seit 25 Jahren fördert der DAAD erfolgreich entwicklungsländerbezogene Aufbaustudiengänge: Zeit zu feiern und Zeit zu überlegen. Der zweite Tag der Bonner Jubiläumskonferenz galt der Auswertung und stand zugleich im Zeichen der Zukunft.
„Bologna war nur eine Stadt in Italien“, erinnerte DAAD-Generalsekretärin Dorothea Rüland, als der DAAD mit Partneruniversitäten in Entwicklungsländern Studiengänge schuf, die dem Gedanken des Bologna-Prozesses in mancher Hinsicht vorgriffen: Länderübergreifende Zusammenarbeit der Hochschulen für international anerkannte Masterabschlüsse, Unterricht in Englisch und reger interkultureller Austausch schon im Studium.
44 Studiengänge und über 6000 Stipendiaten
1987 begann das Programm „Entwicklungsländerbezogene Aufbaustudiengänge“ für Fach- und Führungskräfte aus Entwicklungs- und Schwellenländern mit sechs Studiengängen. Rund zehn Jahre später waren es bereits 20; bis heute hat sich die Zahl erneut mehr als verdoppelt – auf 44 Studiengänge.
Etwa 6000 Frauen und Männer wurden gefördert. Von ihnen schlossen über 90 Prozent das Studium erfolgreich ab. Bemerkenswert ist vor allem die Quote derer, die in ihre Heimatländer zurückkehren: mehr als 70 Prozent der Absolventen.
Mehrere Arbeitgeber
Diese Zahlen sind das Ergebnis umfangreicher Studien, die der DAAD seit 1998 in Auftrag gibt. Sie verfolgen auch den beruflichen Werdegang der Stipendiaten: Wie sehen anschließend ihre beruflichen Karrieren aus? Mehr als die Hälfte aller Programmteilnehmer aus rund 135 Ländern gaben Auskunft. Das Ergebnis: Nach dem Studium in Deutschland kehren gut 45 Prozent aller DAAD-Stipendiaten zu ihrem vorherigen Arbeitgeber zurück. Die anderen finden einen neuen Job durch Bewerbung (25 Prozent), persönliche Kontakte (12,5 Prozent) oder Kontakte in Deutschland (fast zehn Prozent).
„Man sieht hier die Modernisierungsfolgen“, sagt Michael Golba, wissenschaftlicher Leiter der Absolventenstudie, die er in Bonn vorstellte. „Denn je höher entwickelt ein Land ist, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit bei demselben Arbeitgeber zu bleiben.“ Auch bei den Absolventen der „entwicklungsländerbezogenen Aufbaustudiengänge“ zeigt sich der allgemeine gesellschaftliche Trend, dass lebenslange Beschäftigung bei demselben Arbeitgeber abnimmt.
Langzeitstudie geplant
Eine andere in Bonn vorgestellte Langzeitstudie, die im Auftrag des DAAD von Forscherinnen an der Technischen Universität Dortmund durchgeführt wird, soll bis 2023 die Wirkung der Studiengänge detailgenauer untersuchen. Dafür werden neben quantitativen Erhebungen die Biografien einer kleine Gruppe von Stipendiaten aus unterschiedlichen Ländern über die Jahre verfolgt. Welche Bildung hatten sie vor dem Studium erfahren? Was sind Motivation, Impulse oder Hintergründe für Karriere- und Lebenswegentscheidungen? Wie mobil und vernetzt sind die Stipendiaten und wie ändert sich das durch das Studium in Deutschland?
Im Fokus: Wasser, Energie, Bildung, Wirtschaft
Das Motiv für die Studien ist die ständige Weiterentwicklung und Verbesserung der Studiengänge selbst. „Wir möchten den Programmen eine Rückspiegelung geben“, sagt Carola Bauschke-Urban, einer der Projektleiterinnen. Denn die Studiengänge sollten ein flexibles Instrument bleiben, um Menschen aus aller Welt bei der Bewältigung der globalen Herausforderungen zu helfen. So hat sich in den 25 Jahren bereits das Fächerspektrum deutlich erweitert. Im Fokus der Studiengänge stehen längst nicht mehr die Fächer selbst, sondern die zentralen Themen, die weltweit alle beschäftigen: Wasser- und Energieversorgung, Bildung oder Wirtschaft.
Workshops: Arbeit an der Zukunft
Intensive Workshops während der Konferenz gaben den Studiengängen für die Zukunft weitere Anregungen mit auf den Weg. So soll zum Beispiel das Thema „Klimawandel“ Eingang in alle Studiengänge finden. „Wir haben in unserem Workshop Beispiele diskutiert, wie der Klimawandel Ackerbau, tropische Wälder oder Städte beeinflusst“, berichtet Olaf Horstick, Koordinator des Studiengangs „International Health“ an der Universität Heidelberg. Dabei wurde die Komplexität des Themas deutlich: „Wir brauchen für den Umgang mit den Folgen zukünftig die Experten genauso wie interdisziplinäre Fähigkeiten“, sagt Lars Ribbe, Studiengangleiter an der Fachhochschule Köln. Die Workshopteilnehmer schlugen daher vor, mit mehreren Institutionen gemeinsam flexible Module zum Klimawandel zu entwickeln, die von mehreren Master-Programmen geteilt werden können.
Für DAAD-Generalsekretärin Dorothea Rüland ist diese intensive Arbeit an den Studiengängen so wichtig wie das Ziel, das sie verfolgen: „Die Aufbaustudiengänge stoßen Veränderungen an und geben dem Programm selbst stets neue Impulse.“
Reisebericht Station Bonn:
Eine neue Welt geschaffen