Sam Oguah berichtet über seine Studienzeit in Flensburg
Hinter ihm liegt das, was die zukünftigen DAAD-Stipendiaten noch vor sich haben: Ein Studium in Deutschland. Sam Oguah aus Ghana ist Elektroingenieur und studiert von Februar 2011 bis September 2012 in Flensburg. Im Oktober 2012 beginnt er als Stipendiat des Carlo-Schmid-Programms ein Praktikum bei der Weltbank. Wie man die Studienzeit am sinnvollsten nutzt, berichtet er im Interview.
Sam, wie kann ich von meiner Studienzeit in Deutschland profitieren?
Wer in Deutschland studiert, der kann eine moderne und weltoffene Gesellschaft erleben. Das sollte einem von Anfang an bewusst sein. Von dieser Weltoffenheit und der Vielzahl an kulturellen und akademischen Angeboten profitiert man sehr. Daher kann man die Studienzeit sehr gut dazu nutzen, um sein persönliches Netzwerk auszubauen. Man lernt hier nicht nur Deutsche, sondern Menschen aus der ganzen Welt kennen. Je aktiver man sich dabei einbringt, desto besser.
Ist es notwendig, Deutsch sprechen zu können?
Nein, aber es erleichtert besonders den Alltag, wenn man Deutsch sprechen kann. Mein Deutsch hat sich sehr verbessert, als ich für den Millennium Express den Workshop in Flensburg vorbereitet habe und viele organisatorische Dinge auf Deutsch klären musste.
Welche Erfahrungen in Deutschland haben Dich besonders beeindruckt?
Ich hielt mich selbst für eine sehr tolerante Person – bis ich in meinem Studiengang auf Menschen aller Nationen traf. Da wurde meine Toleranz oft auf die Probe gestellt. Mit der Zeit hat sich meine eigene Einstellung verändert. Hatte ich anfangs noch Schwierigkeiten, die Denk- und Verhaltensweisen von manchen Menschen zu tolerieren, so fällt mir dies heute viel leichter. Ich habe in diesem Zusammenhang sehr viel über mich selbst, meine Verhaltensweise und Einstellungen gegenüber anderen Menschen gelernt.
Welche Erfahrung hat Dich noch geprägt?
Das Umweltbewusstsein! Die Deutschen achten sehr auf den Umweltschutz. Sie sind dabei sehr perfektionistisch und effizient – und das hat mich mitgerissen. Es sind Kleinigkeiten, die mich geprägt haben: Zum Beispiel falte ich einen Pappkarton auseinander, anstatt ihn im Ganzen in die Papiertonne zu werfen und damit Platz zu verschwenden.
Eine eher unangenehme Erfahrung war für mich sportlicher Art: Ich dachte, ich sei fit und sportlich – bis ich in Deutschland im Fitnessstudio war! Ich konnte die einfachsten Übungen nicht. Das hat meinen Ehrgeiz gepackt und ich habe viel Sport gemacht. In Ghana habe ich mir auch ein Fahrrad gekauft, mit dem ich möglichst oft fahre.
Du hast den Workshop in Flensburg organisiert. Hast Du einen Tipp, wie man ein solches Ereignis gut organisiert?
Das Wichtigste: Man muss früh mit der Organisation anfangen. Vor allem in Deutschland, wo es völlig normal ist, dass man eine Veranstaltung, die erst im nächsten Jahr stattfindet, schon heute bis auf die Minute plant. Daher sollte man mindestens ein halbes Jahr vorher mit der Organisation beginnen. Ich habe gemerkt, dass es leichter ist, wenn man direkt mit den Menschen telefoniert, als ihnen E-Mails zu schreiben. Die Mails werden oft nicht gelesen oder auf die lange Bank geschoben. Am Telefon kann man dagegen alles direkt besprechen.
Was ist für die Teilnehmer des Workshops wichtig?
Ganz wichtig: Die Teilnehmer sollen nicht nur zuhören, sondern im Workshop selbst aktiv werden. Die Balance zwischen Vortrag und eigenen Aktivitäten ist daher sehr entscheidend. Der Workshop ist ja eine Gelegenheit, etwas zu lernen und Erfahrungen auszutauschen. Man kann auch die Öffentlichkeit einbeziehen, zum Beispiel durch einen Informationsstand in der Stadt oder mit einem Quiz für Schüler. Wenn man diese Aspekte berücksichtigt, wird der Workshop bestimmt ein Erfolg!