Der einzigartiger DAAD-Aufbaustudiengang „Small Enterprise Promotion and Training“ (SEPT) blickt auf 20 erfolgreiche Jahre zurück. Zur Geburtstagsfeier und zu einem Alumni-Seminar kamen internationale Gäste an die Universität Leipzig.
SEPT kümmert sich seit zwei Jahrzehnten intensiv um die Förderung kleiner und mittlerer Unternehmen in Entwicklungs- und Transformationsländern. Das Netzwerk ist mittlerweile stabil und sehr lebendig. „Am Anfang ging es vor allem um das Überleben von Mikrounternehmen. Heute hingegen beschäftigen wir uns damit, wie sich diese Unternehmen immer weiter entwickeln können“, berichtet Utz Dornberger. Der Leipziger Professor leitet den Studiengang seit 2004.
Dienstleistung und Nachhaltigkeit
Zum Geburtstag organisierte der Studiengang eine Festwoche mit Symposium und Alumnitreffen in Leipzig und lud dazu über 100 Gäste und rund 38 Ehemalige aus aller Welt ein. Das Thema: die Koexistenz von Natur, Wirtschaft und Gesellschaft als Grundlage für nachhaltige ökonomische Entwicklung. „Wir wollten eine neue Perspektive in die Nachhaltigkeitsdebatte einbringen und haben nach menschlichen Dienstleistungen gefragt“, sagt Utz Dornberger. Anlass war ein zweiter Geburtstag: Das 20-jährige Jubiläum der Deklaration von Rio über Umwelt und Entwicklung. In der Rio-Deklaration geht es nicht nur um Umweltschutz, sondern auch um ein würdiges Leben der Menschen, in dem Selbstverwirklichung möglich ist – ein Anknüpfungspunkt für SEPT, sagt der Studiengangsleiter: „Das betrifft kleine Dienstleister unmittelbar, ebenso wie den Staat, der sich um seine Bürger kümmern muss.“
Kunst im ehemaligen Schlachthof
Ob im Tourismus, im Energiesektor oder in der Abfall- oder Kreativwirtschaft – anhand von spannenden Beispielen zeigten die SEPT-Alumni, wie kleine und mittlere Unternehmen wertvolle Dienstleistung anbieten und sich weiter entwickeln. DAAD-Alumna Claudia Verónica Rios Heredia berichtete aus Bolivien von „El mARTadero“: Eine ehemalige Schlachterei wurde zum Ort für kreative Unternehmen – mit großem Erfolg. Typischerweise werde die Kreativwirtschaft vor allem von sehr kleinen Firmen geprägt, meint Utz Dornberger: Werkstätten selbstständiger Designern oder Kunsthandwerker siedeln sich an solchen Standorten wie etwa dem ehemaligen Schlachthof an.
Beeindruckend war auch der Imagewandel der kolumbianischen Stadt Medellín von der Drogenmetropole hin zu einem Standort für Kreative. DAAD-Alumna Adriana Perez berichtete über dieses interessante Beispiel aus ihrer Heimat. Mit Unterstützung der Stadtverwaltung wurden immer mehr kleine und mittlere Unternehmen im Kunst- und Kreativbereich gegründet und Arbeitsplätze geschaffen. „Das ist nicht nur ein wichtiges Thema für Entwicklungsländer, sondern auch für Deutschland“, betont Utz Dornberger.
Ein wertvolles Forum
„Ich profitiere sehr von den Erfahrungen der anderen“, sagt Diego Gonzales. Der Argentinier hat vor allem das Beispiel des Mexikaners und SEPT-Alumnus Jorge Fernando Garcia Abaroa aus Mexiko verfolgt: „Er hat uns gezeigt, wie der Staat mit privaten Firmen zusammenarbeitet, um in Mexiko City ein Recyclingprogramm erfolgreich zu machen.“ Diego Gonzales hat den SEPT-Aufbaustudiengang 2002 in Leipzig absolviert und arbeitet als Programm-Manager für ein Industrieunternehmen in Buenos Aires. Das Leipziger Alumnitreffen war für ihn ein Höhepunkt und ein wertvolles Forum für fachlichen Austausch: „Über Abfall hatte ich bisher kaum Ahnung und in nur einer Woche habe ich darüber jede Menge gelernt, und noch über vieles andere mehr.“
Ein weiteres Thema des Symposiums war ländliche Energieversorgung durch kleine Unternehmen mit Hilfe von Mikrofinanzierung. Dazu präsentierten die Alumni neben Vorträgen praktische Beispiele. So unterstützen Technologien der dezentralen Energieversorgung wie Solar Home Systeme kleine Unternehmen, die Energie für die Trocknung von Kaffee- oder Kakaobohnen brauchen, meint Utz Dornberger. „Das Angebot oder die Wartung solcher Lösungen sind wiederum Geschäftsbereiche für kleine und mittlere Unternehmen.“
Alumni als zentrale Akteure
Das Leiziger Alumnitreffen spiegelte das lebendige Netzwerk wider, das zum Selbstverständnis des Studiengangs gehört, sagt der Direktor. Und es soll weiter wachsen: „Unsere Alumni können beispielsweise als Trainer in Lateinamerika mitwirken, wenn es um die Frage geht: Wie manage ich Innovationsprozesse in Unternehmen?“ Die Aktivitäten werden unter dem Namen „Intelligence for Innovation“ über eine Webseite gebündelt. Auch der seit 2005 in Vietnam an zwei Standorten angebotene betriebswirtschaftliche Master in kleiner und mittlerer Unternehmensentwicklung wurde über Ehemalige organisiert. Schließlich kam eine neue Partnerschaft mit fünf afrikanischen Hochschulen zu Technologietransfer und Existenzgründung vor allem durch engagierte SEPT-Alumni zustande. Utz Dornberger: „Alumni sind seit vielen Jahren unsere zentralen Akteure.“
„Alumnitreffen sind eine phantastische Sache: Der Ausstieg aus der täglichen Arbeitsroutine macht den Kopf frei und schafft Raum, im Erfahrungsaustausch mit anderen Alumni neue Perspektiven zu gewinnen. Das ist für mich sehr wichtig.“
Diego Gonzales, SEPT-Alumnus 2002 aus Argentinien