Wasserknappheit, Abholzung des Regenwaldes, Gen-Food-Debatte – in Zeiten knapper Ressourcen und wachsender Weltbevölkerung steht die Landwirtschaft im Fokus. Jedes Jahr gehen 1, 3 Billionen Tonnen Nahrungsmittel weltweit verloren. 40 International Horticulture-Studierende nahmen sich mit 30 Gästen dieses Themas an.
Studierende aus elf Master- und PhD-Studiengängen diskutierten beim Millennium Express Workshop „Let’s feed the world“ an der Leibniz Universität Hannover, ob und unter welchen Bedingungen eine nachhaltige Landwirtschaft die weltweite Ernährung sichern kann. Input gab es zunächst von Experten aus der Entwicklungszusammenarbeit. Sie berichteten aus konkreten Projekten: zum Beispiel über Bodenverbesserung beim Mais- und Reisanbau in Tansania oder Nahrungsmittelverluste in der Wertschöpfungskette beim Kartoffelanbau in Kenia.
Nach Lösungen suchen
In Arbeitsgruppen ging es um konkrete Lösungsansätze: Taugt die Biotechnologie als Motor für eine Erhöhung landwirtschaftlicher Produktion? Ist faire Vermarktung verbunden mit gleichmäßiger Verteilung von Nahrungsmitteln und einem angemessenen Einkommen für die Produzenten überhaupt möglich? Wie lassen sich begrenzte natürliche Ressourcen optimal nutzen? Und was muss die Politik tun, um den Hunger auf der Welt zu bekämpfen?
Monica Santosa aus Indonesien studiert an der Universität Bonn Agricultural Sciences and Resource Management in the Tropics and Subtropics. Sie fand die Diskussion zwischen den Teilnehmern mit unterschiedlichem fachlichem Hintergrund spannend. „Es ist nicht einfach, Wirtschaft und Entwicklungshilfe zusammenzubringen und beiden gerecht zu werden. Zu viele Faktoren kommen ins Spiel.“ Beim Wassermanagement in Afrika geht es zum Beispiel weniger um die technischen Möglichkeiten als um die technische Ausbildung der Bauern. Erst wenn diese das geeignete Know-how besitzen, können sie die Technik sinnvoll einsetzen.
Konkrete Hilfe für ihre Doktorarbeit fand Saima Jabeen. Die Pakistanerin studiert an der Universität Hohenheim Agricultural Economics. In ihrer Abschlussarbeit befasst sie sich mit den ökologischen Kosten der Landwirtschaft und kämpfte bisher mit Problemen bei der Datenerhebung und -auswertung. „Durch den Workshop in Hannover habe ich nun Kontakt zu einem Wissenschaftler, der mir weiterhelfen kann.“
Die Wirtschaft mischt mit
Am zweiten Veranstaltungstag stand eine Exkursion zu WeserGold auf dem Programm. Der große Getränkehersteller ist in der Region verwurzelt, hat sein Geschäft aber international ausgerichtet. Die Studierenden interessierten sich besonders für die Vermarktungswege sowie den Austausch zwischen den europäischen Firmen und einer Niederlassung in Costa Rica. Außerdem wollten sie wissen, wie das Unternehmen versucht, die Wertschöpfungskette nachhaltig zu gestalten. Auch hier wurde wieder deutlich, auf welche Weise Nahrungsmittelknappheit mit Verkaufs- und politischen Rahmenbedingungen zusammenhängt: Große Handelsketten fordern, die Mindesthaltbarkeitsdauer von Säften auf neun Monate zu beschränken, obwohl der Hersteller ein Jahr garantiert. Das führt zu steigender Lebensmittelvernichtung und ist deshalb in manchen Ländern nicht mehr erlaubt.
Der Workshop in Hannover zeigte, wie dicht das Geflecht in der Nahrungsproduktion ist und dass es gilt, die einzelnen Faktoren zu erkennen und in ihren Wechselwirkungen genau zu beleuchten.
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Millennium Express Workshop Hannover 2012 – Gesucht: Sichere Nahrung für jeden