Ziel 8: Aufbau einer globalen Partnerschaft für Entwicklung
DAAD-Stipendiatinnen und -Stipendiaten nehmen die acht Millenniumentwicklungsziele der Vereinten Nationen in den Blick. Ihre beruflichen Erfahrungen und ihr Studium in Deutschland machen sie dabei zu Experten. Julio Cesar Estrada Monterroso sorgt als Raumplaner in Guatemala dafür, dass strukturschwache Regionen wachsen können.
Lokale Probleme, globale Lösungen
Julio Estrada hat Stadt- und Regionalplanung an der Technischen Universität Dortmund und der Ardhi Universität in Tansania studiert. Diese Expertise wendet er heute als stellvertretender Leiter für Landnutzung und Regionalplanung beim Nationalen Planungssekretariat Segeplán an.
In Guatemala ist das Einkommen sehr ungleich verteilt, sodass über 50 Prozent der Bevölkerung in Armut leben. Wie können internationale Partnerschaften helfen?
Ein Land muss politisch stabil sein, um Armut zu bekämpfen – nur so kann man Investitionen und hohe Beschäftigung gewährleisten. Oft können Entwicklungsländer diese Stabilität aber nicht allein erreichen. In Guatemala ist zum Beispiel Korruption ein großes Problem. Deshalb hat die Regierung 2007 zusammen mit den Vereinten Nationen die Internationale Kommission gegen die Straffreiheit in Guatemala (CICIG) ins Leben gerufen. Jetzt ist es möglich, kriminelle Organisationen und deren Verbindungen zu Staatsbeamten zu untersuchen. Anfang 2015 wurde dadurch ein Korruptionsskandal aufgedeckt, der den guatemaltekischen Präsidenten zum Rücktritt zwang. Nach und nach können so Strukturen geschaffen werden, auf deren Grundlage auch die Armut bekämpft werden kann.
Was bringt Raumplanung in Entwicklungsländern?
Raumplaner betrachten Entwicklungspläne nicht rein wirtschaftlich oder statistisch, sondern schauen auf das Zusammenwirken von Mensch, Natur und Territorium. Ein Beispiel: In Guatemala gibt es viele informelle Siedlungen ohne fließend Wasser und ausreichend Strom. Anstatt die Bewohner umzusiedeln, geht es darum die Wohnorte lebenswerter zu gestalten und für entsprechende Infrastruktur zu sorgen. So können auch strukturschwache Regionen wachsen. Dieser Ansatz wird über die Grenzen Guatemalas hinweg verfolgt: Die Staaten Mittelamerikas kooperieren in der Raumplanung, denn in vielen dieser Länder fehlen entsprechende Institutionen und Regelungen. Es ist sinnvoll, diese Herausforderungen in einem internationalen Netzwerk anzugehen.
Sie arbeiteten für das UN Environmental Programme an einem internationalen Projekt zu Mangrovenökosystemen. Welche Rolle spielte die Kooperation zwischen Guatemala, Honduras und Nicaragua?
Mangrovenökosysteme bilden einen natürlichen Schutz gegen Küstenerosion und beugen den Einflüssen des Klimawandels vor. Da das Ökosystem sich über Guatemala, Honduras und Nicaragua erstreckt, müssen die Länder bei der Erhaltung zusammenarbeiten. Das funktionierte im Projekt sehr gut: Die Ressourcen wurden gemeinsam erfasst, Strategien für die Küstenentwicklung erarbeitet oder deren Einfluss auf die Ökosysteme untersucht. Die Kooperation bot Weiterbildungsmöglichkeiten für Verantwortliche und unterstützte die ansässigen Gemeinden dabei, die Mangrovenwälder nachhaltiger zu nutzen.
Seit diesem Jahr gelten die Sustainable Development Goals. Welchen Erfolg versprechen Sie sich von der Weiterführung der Ziele?
Die Ziele der Vereinten Nationen sind erfolgversprechend. Bevor die Millennium Development Goals festgelegt wurden, hatte Guatemala keine nennenswerte Planungsstrategie. Das hat sich seit 2008 geändert, als das Nationale Planungssekretariat Segeplán seine Arbeit am Nationalen Planungssystem aufnahm, das bei der Herausarbeitung eigener Entwicklungsindikatoren hilft. Das ist auch die Herausforderung bei den Sustainable Development Goals: aus den teilweise recht allgemeinen Zielsetzungen relevante Handlungsempfehlungen für das eigene Land zu destillieren. Nichtsdestotrotz sind der globale Austausch und die internationale Zusammenarbeit für den Erfolg der Ziele unabdingbar.
Wie können globale Partnerschaften dazu beitragen, dass die Sustainable Development Goals erreicht werden?
Viele der Sustainable Development Goals betreffen Probleme, die Entwicklungsländer teilen und alleine nicht lösen können, wie Korruption. Deshalb brauchen sie die Unterstützung globaler Netzwerke. Viele Produkte und Kommunikationsmedien sind globalisiert – warum also nicht auch das Justizsystem und Menschenrechte?
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Mehr Informationen zum 8. Millenniumentwicklungsziel gibt es hier.
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