Nach dem Studium zu Hause den Anschluss zu finden, ist eine Herausforderung. Das erleben viele Absolventen der Entwicklungsbezogenen Postgraduiertenstudiengänge (EPOS). Reintegrationskurse sollen den Übergang erleichtern. Einen gelungenen Auftakt bildete der gemeinsame Kurs von der TU Dortmund und der Ruhr-Universität Bochum.
Der Vater – das Ansehen der Familie im Blick – möchte, dass seine Tochter im Ministerium arbeitet. Doch die Akademikerin mit ausländischem Abschluss will nicht in den dort herrschenden Strudel von Korruption geraten. Sie hört sich bei Freunden nach einem Job um. Einer bietet ihr an, bei den Nicht-Regierungsorganisationen im Hinterland nachzufragen – wenn sie ihm dafür ein Auto aus Deutschland besorgt.
Diese Situationen sind Beispiele von Fachkräften aus Entwicklungsländern, wenn sie nach einem Auslandsstudium zurückkehren, sagt Dr. Julia Boger von World University Service (WUS), einer internationalen Organisation, die Auslandsstudierende unterstützt. Die Erwartungen von Familie und Freunden, der Arbeitsmarkt vor Ort, Zeit- und Karriereplanung sowie Bewerbungstraining sind Themen, die Julia Boger in ihren Workshops behandelt, so auch in Dortmund. Den Kurs besuchten 26 Teilnehmer der Master-Studiengänge „Spatial Planning for Regions in Growing Economies“ (SPRING) und „Developement Management“.
Für alle Studiengänge
Langfristig soll der Reintegrationskurs für alle 38 Mitglieder der in der Arbeitsgemeinschaft entwicklungsländerbezogener Postgraduiertenprogramme – kurz AGEP – zusammengeschlossenen Studiengänge angeboten werden. Denn eine Befragung von Alumni in Ostafrika und Arbeitgebern in Kenia ergab, dass die Absolventen auf den Sprung nach Hause nicht ausreichend vorbereitet sind, berichtet Netzwerk-Koordinator Robin Pass. „Uns wurde immer wieder zurückgemeldet, wie hoch der Bedarf für eine solche Veranstaltung ist. Das positive Feedback der Teilnehmer zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“
Vivian Agyei war vor ihrem SPRING-Studium in Dortmund Mitarbeiterin der Regionalverwaltung in Ghana. Im Seminar erfuhr sie, dass sie auch nach ihrer Heimkehr mit deutscher Unterstützung rechnen kann, etwa durch die weltweit tätigen Berater des Centrums für internationale Migration und Entwicklung (CIM), die bei der Jobsuche helfen. Die Organisation für Arbeitsvermittlung in Ghana sei nicht funktionstüchtig, sagt die Studentin.
Neutrale Stellenvermittler statt Bekanntenkreis
Das Vertrauen in Institutionen zu stärken, ist eine Aufgabe des Workshops, meint Julia Boger. In einem Planspiel simulierten die Studierenden die Jobsuche und schlüpften in die Rollen von Familie, Freunden, möglichen Arbeitgebern und Unterstützungsorganisationen. „Die Teilnehmer machen dabei oft die Erfahrung, dass sie über die Stellenvermittler von CIM viel schneller zum Ziel kommen als über ihren Bekannten.“
Außerdem lernten die Studierenden Bewerbungsverfahren bei deutschen oder internationalen Arbeitgebern kennen. „Mir war bisher nicht klar, wie zeitintensiv eine Bewerbung ist, die genau auf die ausgeschriebene Stelle abgestimmt ist“, sagt Eliab Figueroa Hernandez, der in Bochum „Development Management“ studiert. Er hat in Mexiko für die Regierung gearbeitet, an einer Universität und bei American Express. Aber noch nie hat er ein Bewerbungsgespräch erlebt, bei dem die Interviewer versuchen, den Kandidaten aus dem Konzept zu bringen. Hernandez möchte in Deutschland oder einem anderen Staat im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit mit Mexiko arbeiten. „Ich habe durch den Workshop gelernt, dass ich mich auf die Bewerbungsverfahren besser vorbereiten muss, als ich es aus meinem Land kenne.“
Weitere Informationen zum Thema Rückkehr finden Sie auf unserer Themenseite „back home“.