Nicht nur das Studium in Deutschland verbindet sie, sondern auch die Frage: „Wie wird uns die Rückkehr gelingen?“ Genau darum ging es beim Netzwerktreffen der entwicklungsbezogenen Postgraduiertenstudiengänge (EPOS) und der Studiengänge des Helmut-Schmidt-Programms. 40 Stipendiaten aus aller Welt kamen dazu in der DAAD-Zentrale in Bonn zusammen.
Auch wenn die Studierenden anfangs zurückhaltend waren, brachte sie das Kennenlern-Bingo unterhaltsam und schnell zusammen. Eine Stunde hatten sie Zeit, um einen Gesprächspartner zu finden, der beispielsweise denselben Sport treibt oder vor dem Aufenthalt in Deutschland bereits in mehr als zwei Ländern gelebt hat. So kamen alle schnell miteinander ins Gespräch, tauschten sich über Studium und Privatleben aus. Die Stimmung war gelassen und heiter und blieb es auch. „Die Stipendiaten zeigen sich sehr offen und diskussionsfreudig“, sagt DAAD-Mitarbeiterin Julia Hillmann.
Zwischen Freude und Unsicherheit
Das zweitägige Netzwerktreffen widmete sich der Herausforderung „Rückkehr und Reintegration“, ein Thema, das viele Stipendiaten umtreibt. Das spiegelte sich in den Diskussionen wider. Der Gedanke an die Rückkehr in die Heimat löst bei den Studierenden unterschiedliche Gefühle aus – von Freude über Verwirrung bis hin zu Unsicherheit.
Bei der Anfangsdiskussion stand an jedem der fünf Gruppentische die Sorge um eine gute Stelle und die weitere Karriere im Zentrum der Gespräche. Die Stipendiaten werden zwar in ihren Programmen sehr gut für die Praxis qualifiziert, dennoch erwarten sie bei der Reintegration in den Heimatländern vielfältige Probleme, die ihnen vor allem den Jobeinstieg erschweren.
„Mein Programm bringt Young Professionals bei, Herausforderungen in der Landwirtschaft in einem System zu betrachten“, berichtet Jake Carampatana, der am Masterprogramm Agricultural Science and Resource Management in the Tropics and Subtropics der Universität Bonn teilnimmt. „Aber darauf ist der philippinische Arbeitsmarkt, besonders für Landwirtschaft, noch nicht ausgelegt, weil er enggefasste Spezialisierungen fordert. Ich stehe also vor der Herausforderung, meine breitgefächerte Expertise sichtbar und bedeutsam zu machen – und entsprechend einzubringen.“
Hilfe für heimkehrende Experten
Korruption, undurchsichtige Arbeitsmärkte und fehlende Kontakte verhindern, dass auch qualifizierte Arbeitskräfte gut bezahlte Arbeitsplätze finden. Doch die Stipendiaten können auf vielzählige Hilfen zurückgreifen: Bianca Kunz vom Centrum für internationale Migration und Entwicklung (CIM) zeigte verschiedene Möglichkeiten, um die Reintegration zu erleichtern. So bietet das CIM unter bestimmten Voraussetzungen eine finanzielle Förderung an, hilft aber auch bei der Kontaktaufnahme zu Arbeitgebern, wie einschlägigen Fachinstitutionen, sowie zu anderen Rückkehrern im Heimatland.
Auch die Arbeitsgemeinschaft entwicklungsländerbezogener Postgraduiertenprogramme (AGEP), die der Netzwerkkoordinator Robin Pass vorstellte, bietet Workshops und Vernetzungsmöglichkeiten an. Sie fördern die überfachliche Kooperation und erleichtern die Reintegration.
Eigeninitiative zählt
Gerade für Studierende wie Laura Lopez aus Kolumbien, die den Masterstudiengang Development and Governance der Universität Duisburg-Essen vertritt, sind Netzwerke essentiell: „In meinem Herkunftsland und besonders in meinem Fach kommt es darauf an, über Freunde und Verwandte Beziehungen zu haben. Unser System beruht auf Vitamin B.“
Doch das bestehende private Netzwerk in der Heimat reicht oft nicht, um einen schnellen und erfolgreichen Einstieg ins Berufsleben zu schaffen. Das zeigte sich im Reintegrations-Rollenspiel, das Dr. Julia Boger des World University Services (WuS) anleitete. Es kommt auf eine frühzeitige Planung der Rückkehr, spezifisches Bewerbungstraining, Beratung an, aber auch darauf, Kontakte mit vielen anderen Stipendiaten, Alumni, möglichen Arbeitsgebern und Institutionen schon während der Zeit in Deutschland zu knüpfen.
Mit dem Netzwerktreffen 2017 wurde bereits der erste Schritt getan: „Netzwerken ist der Schlüssel zum Erfolg!“, sagt der Venezolaner Daniel Ortiz aus dem Masterprogramm International Studies in Aquatic Tropical Ecology an der Universität Bremen. „Ich habe hier viele engagierte Menschen kennengelernt, mit denen ich mir eine Zusammenarbeit in der Zukunft vorstellen kann.“
Impressionen vom Netzwerktreffen in unserer Fotogalerie auf facebook.