Nicht allein die Sprachbarriere macht es schwer, sich an einer fremden Hochschule, in einer fremden Stadt, in einem fremden Land einzuleben. Das Karlsruher Institut für Technologie hat das erkannt. Seit dem letzten Jahr begleiten Tutoren Studierende aus Afrika, Asien und Südamerika, die vor dem Beginn ihres Masterstudiums „Resources Engineering“ einen Deutschkurs besuchen.
Parallel zum Deutschkurs, der vom Studienkolleg am KIT durchgeführt wird, nehmen die internationalen Studierenden zweimal in der Woche an einem interkulturellen Begleitprogramm teil. Für die Umsetzung hat sich Charlotte Kämpf Hilfe aus der Germanistik geholt. Sie ist Leiterin des Resources Engineering Office (REO) an der Fakultät für Bau- und Ingenieurwissenschaften und Initiatorin des Begleitprogramms. Das interkulturelle Begleitprogramm bezeichnet sie als klassische Win-Win-Situation: „ Die Tutoren erhalten wichtige Creditpoints und sammeln Erfahrungen für ihr späteres Berufsleben. Zugleich knüpfen die internationalen Studierenden Kontakte auch außerhalb ihrer Fakultät“.
Wie die Tutorien gestaltet werden, lernen die Germanisten vorab in einem Training, das die Studiengangleitung am REO zusammen mit den Verantwortlichen für den Deutschkurs am Studienkolleg durchführt. Die Umsetzung der Gruppentutorien liegt dann in den Händen der Tutoren. Sie vermitteln den internationalen Studierenden all das, was sie brauchen, um sich in Karlsruhe und an der Hochschule zurechtzufinden. Neben dem eigenen Studienplan stehen viele weitere Themen wie Zeit-Management, deutsche Essgewohnheiten und Alltagskultur auf dem Programm.
Immer ansprechbar
Die Klärung dieser Dinge war für DAAD-Stipendiatin Anabella Krieger sehr wichtig: „ In einem fremden Land muss man auch die einfachsten Sachen lernen, die Zuhause selbstverständlich sind. Zum Beispiel wie man mit der Straßenbahn fährt. Auch die Strukturen des Studiums sind zuerst schwer zu durchschauen. Natürlich kann ich viel selber herausfinden – etwa durch das Internet. Viel schöner ist es aber, wenn es einen direkten Ansprechpartner gibt.“ Die Argentinierin nahm 2012 am Gruppentutorium teil.
Für Tutor Robin Hettlage soll das Begleitprogramm den Studierenden eine umfassende Auslandserfahrung ermöglichen: „Zum Studium im Ausland gehört viel mehr als nur erfolgreich studieren. Wir zeigen den internationalen Studierenden das soziale und kulturelle Leben in Karlsruhe.“ Robin Hettlage studiert Germanistik an der Universität Karlsruhe und engagiert sich bereits seit 2010 für die ausländischen Studierenden des Studiengangs „Resources Engineering“.
Interkulturelles Begleitung kommt gut an
Charlotte Kämpf möchte mit dem Begleitprogramm die Studierenden auch dabei unterstützen, gut durch das Studium zu kommen: „Das Begleitprogramm war als Ergänzung zum Deutschkurs dringend notwendig. Den Studierendenfiel es schwer, den Tag effektiv zu gestalten“, erläutert sie. „Die Tutorien wirken sich darauf positiv aus. Im Studium arbeiten die internationalen Studierenden engagiert mit und sie wissen, was sie erwartet. Auch kennen sie jetzt mehr Anlaufpunkte abseits von Hörsaal und Wohnheim.“
Die Tutorien haben Francois Nyobeu den Anfang in Karlsruhe sehr erleichtert: „ Unsere Tutoren halfen mir zum Beispiel beim Beantragen meiner Aufenthaltspapiere. Sie haben viel mit uns unternommen, sodass wir auch schnell Deutsch lernten.“ Francois Nyobeu kommt aus Kamerun, studiert seit dem Wintersemester 2012 „Resources Engineering“ am KIT und nahm im vergangenen Sommer am ersten interkulturellen Begleitprogramm teil.
Der DAAD-Stipendiat betont auch, dass die Kontakte, die die internationalen Studierenden im Begleitprogramm knüpfen, darüber hinaus bestehen: „Unsere Tutoren sind immer für uns da. Wir treffen uns auch manchmal in der Universität und zum gemeinsamen Abendessen.“
2013 geht das interkulturelle Begleitprogramm in die nächste Runde. Diesmal nicht nur für Studierende des Masterstudiengangs „Resources Engineering“, sondern auch „Regionalwissenschaft/ Raumplanung“ – ebenfalls ein Masterstudiengang aus den DAAD-geförderten entwicklungsländerbezogenen Aufbaustudiengängen.