Studieren im Ausland fördert fachliches Know-how, den Umgang mit anderen Kulturen und bildet die Persönlichkeit. Nach der Rückkehr in die Heimat jedoch gehört der Wiedereinstieg in das Berufsleben zu den größten Herausforderungen.
Seit dem Wintersemester 2013 sind sie in Deutschland – die neuen Stipendiaten der entwicklungsländerbezogenen Postgraduiertenstudiengänge. Ende April 2014 kamen nun die gewählten Vertreter aller Studiengänge beim Bonner Netzwerktreffen zusammen, um sich frühzeitig mit der drängenden Frage auseinanderzusetzen: Welche Probleme stellen sich, wenn ich in mein Land zurückkomme? Die lebhaften Gespräche zeigten, dass das Thema vielen auf den Nägeln brennt.
Hürden bei der Jobsuche
Oft müssen die Absolventen lange nach einer geeigneten Stelle suchen und Arbeitgeber davon überzeugen, dass sie – gerade aufgrund ihrer Auslandserfahrung und der gewonnenen Fachkenntnisse – die richtigen Kandidaten für den Job sind. Besonders in politisch instabilen Ländern ist die Arbeitssuche ein Problem, wie die Ägypterin Hend SaadElDin, die Economics oft the Middle Eastin Marburg studiert , erzählt: „In meiner Branche sind die Löhne niedrig und wegen der Revolution ist es generell schwierig, einen Job zu finden.“
Trotz hoher Qualifikation sind sich die Studierenden bewusst, dass sie nicht sofort mit einer Führungsposition rechnen können. Stattdessen müssen sie sich zunächst in starren Hierarchien behaupten: „In Deutschland habe ich gelernt, dass man Probleme anspricht und Lösungen findet, indem man die Behörden und die Regierung miteinbezieht. Ich habe klare Vorstellungen davon, was ich in meinem Land erreichen möchte, aber es braucht Zeit, bis ich mich durchsetzen kann“, sagt Kiran Subedi aus Bhutan. Er studiert Agricultural Economics an der Universität Hohenheim.
Diskussionskultur oft nicht üblich
Auch Diskussionsfreudigkeit und kritischer Diskurs sind nicht immer erwünscht. Der offene Austausch mit Kollegen, der an der deutschen Hochschule dazugehört, ist in vielen Ländern nicht üblich. An Motivation mangelt es den Studierenden trotzdem nicht: Mit Überzeugungskraft und Engagement möchten sie zum Beispiel mit Seminaren den Dialog an ihren künftigen Arbeitsplätzen anregen. Vor allem wollen die Absolventen ihre fachliche Expertise sowie neue Technologien an die Erfordernisse der sozialen und politischen Situation im Herkunftsland anpassen.
Dieses Ziel einte die Stipendiaten beim Bonner Netzwerktreffen: Sie möchten in ihre Heimat zurückkehren und durch ihren aktiven Einsatz zur nachhaltigen Entwicklung beitragen. Und weil internationale Kontakte in der Entwicklungszusammenarbeit wichtig sind, fangen sie schon jetzt an, ihr Expertennetzwerk aufzubauen. „Wir kommen aus unterschiedlichen Regionen und haben verschiedene fachliche Hintergründe. Gemeinsam können wir die komplexen Probleme in Entwicklungsländer angehen“, sagt der International Horticulture Student Emmanuel Ayipio aus Ghana.
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