Welche Absolventen braucht die arabische Wirtschaft? Diese Frage beschäftigte in diesem Jahr die DAAD-Stipendiaten der Deutsch-Arabischen Masterstudiengänge beim Parlamentarischen Abend ihres einwöchigen „Berlin-Seminars“. Eingeladen hatten die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), der DAAD und die Deutsch-Arabische Freundschaftsgesellschaft.
Studierende und Arbeitgeber in den arabischen Transformationsländern stehen vor einem Dilemma. Die tunesische Studentin Ennouri Maroua erzählt: „Wir studieren und sammeln gute Abschlüsse, aber selbst nach elf Jahren Studium können wir immer noch nicht sicher sein, dass wir einen Job finden.“ Der Ägypter Ahmed Marei, Vorsitzender des TÜV Nord Egypt, berichtet aus Sicht des Arbeitgebers: „Es ist sehr schwer, für unseren Betrieb geeignete höher qualifizierte Arbeitskräfte zu finden, denn die Ausbildungen in Ägypten entsprechen nicht unserem Bedarf.“
Mangel an Joborientierung und Soft Skills
Woran aber liegt es, dass Absolventen und Arbeitsmarkt nicht zusammenpassen? Beim Parlamentarischen Abend nannten Experten eine Menge Gründe. „Die Mehrzahl der Hochschulabsolventen wird immer noch am Arbeitsmarkt vorbeiqualifiziert“, sagte Hildegard Vogelmann. Sie leitet in Tunesien das Projekt „Formation et Promotion de l’Emploi des Jeunes“ – ein Projekt, das junge Menschen besser auf den Arbeitsmarkt vorbereiten will und von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) finanziert wird. Die Beobachtung deckt sich mit den Erfahrungen von Beate Schindler-Kovats, Leiterin des DAAD-IC-Büros in Tunis. Qualifizierte junge Menschen würden an den arabischen Hochschulen zu wenig darin geschult, sich auf ihre berufliche Zukunft vorzubereiten. Soft Skills müssen sie sich oft nachträglich in speziellen Programmen aneignen.
Es geht auch anders
Die Tunesierin Ennouri Maroua studiert im Deutsch-Arabischen Studiengang „Integrated Urbanism ans Sustainable Design“ (IUSD) an den Universitäten Stuttgart und Ain Shams in Kairo – und hat eine gute Chance, dass ihre Karriere anders verläuft. Denn die bi-kulturellen Masterstudiengänge für Nachwuchsfachkräfte – ein Projekt von GIZ und DAAD – haben eine starke entwicklungspolitische und praktische Orientierung, die dafür sorgt, dass die Absolventen auf dem Arbeitsmarkt erfolgreich sind. „Meine ehemaligen Kommilitonen haben in ihren arabischen Heimatländern alle eine Stelle gefunden“, berichtet der Syrer Husam Aldeen Al Dakak, Alumnus des Deutsch-Arabischen Studiengangs „Economic Change in the Arab Region (ECAR)“. Es sind vor allem die in den Studiengängen geförderte Selbständigkeit und ein stärkeres Selbstbewusstsein, die den Absolventen die Türen zum Arbeitsmarkt öffnen.
Parlamentarischer Abend 2013: Lebhafter Austausch bis Mitternacht