Torben Rist ist freier Mitarbeiter des Instituts für Energieeffizienz GmbH in Kulmbach. Er berät Unternehmen darin, wie sie Ressourcen schonen und damit Geld einsparen können – ob in der Altenpflege oder Schwerindustrie. Als Gast des Flensburger Workshops und im Interview spricht er über Energiemanagement und nachhaltiges Unternehmertum.
Wie gehe ich vor, wenn ich als Unternehmer Energiekosten einsparen will?
Zuerst einmal müssen Sie wissen, welche Energiekosten in ihrem Unternehmen wirklich anfallen. Das klingt trivial. Aber es ist erschreckend, wie viele mittelständische Unternehmer darüber nicht informiert sind. Sie verhalten sich wie im Auto: Reinsetzen und losfahren, ohne danach zu fragen welche Art von Kraftstoff und wie viel davon das Fahrzeug verbraucht.
Und wenn ich weiß, was ich verbrauche?
Dann schlage ich Ihnen ein neues Konzept vor, mit dem Sie Ihren Energieverbrauch messen und wie den Kursverlauf einer Aktie verfolgen können. Sie sehen damit die Verbrauchsspitzen und können prüfen, ob sie sinnvoll sind. Erkennbar wird dann auch, ob in Ihrer Firma elektrische Anlagen gegeneinander arbeiten: Wenn Sie zum Beispiel in einem Teil des Gebäudes heizen und in einem anderen Bereich kühlen. Eine Lösung wäre hier, die Energie im Haus zu verschieben.
Nachhaltig wirtschaften ist also gleich sparen?
Ja, aber an den Energiekosten. Nicht am Personal oder an der Technik. Wenn ich einen Mitarbeiter für das Energiemanagement einstelle und ihm die entsprechende Technologie zur Verfügung stelle, kostet das Geld. Aber durch die Energieersparnis stehen die Unternehmen am Ende trotzdem besser da. Das verstehe ich unter einer nachhaltigen Unternehmensstrategie.
Sind dafür große Investitionen nötig?
Wer die Welt verbessern will, muss etwas dafür tun. Einer meiner Kunden benötigt zum Beispiel Dampf zur Kunststoffherstellung. Die Firma hat 2,1 Millionen Euro in eine Anlage zur Kraftwärmekopplung investiert. Die liefert Strom und Wärmeenergie gleichzeitig. Nach zwei Jahren hatte das Unternehmen die Kosten wieder drin.
Geht es nur um finanzielle Einsparungen oder auch um ein ökologisches Bewusstsein im Management?
Das Bewusstsein nimmt zu. Es gibt einige Aktiengesellschaften, die weisen den CO2-Ausstoß pro Produkt nach. CO2-neutral zu produzieren gehört dort zur Firmenpolitik. Emissionsarme Produktion kann auch ein wichtiges Verkaufsargument sein: Ich plane mit einem Hotel, einem Unternehmen für Elektromobilität und einem Anbieter von Blockheizkraftwerken ein CO2-neutrales Wellness-Wochenende. Das Wellness-Hotel arbeitet emissionsarm, der Autohersteller bietet einen Sportwagen an, der mit Strom fährt. Beide Unternehmen werden aus umweltfreundlichen Blockheizkraftwerken des dritten Partners mit Energie versorgt. Ich bin sicher, dass die gemeinsame Aktion für alle Teilnehmer eine sehr gute Werbung sein wird.