Welche Rollen spielen Innovationen in Entwicklungsländern? Eine sehr große, meint Professor Utz Dornberger. Seit 2004 leitet er den entwicklungsbezogenen Postgraduiertenstudiengang Small Enterprise Promotion and Training (SEPT) an der Universität Leipzig. Innovationsmanagement ist fester Bestandteil des Curriculums. Warum? Darüber spricht Utz Dornberger im Interview.
Warum ist Innovationsmanagement wichtig?
Utz Dornberger: Beim Innovationsmanagement geht es um die Fragen: Wie manage ich den Innovationsprozess in einem Unternehmen? Welche Tools, welche Konzepte, welche Instrumente braucht man zur Umsetzung? Deutsche Unternehmen sind führend im Innovationsmanagement und können mit ihrem Know-how die Entwicklung in Ländern Lateinamerikas, Asiens und Afrikas unterstützen. In diesen Regionen werden dringend Innovationen gebraucht. Der Fokus bei internationalen Kooperationsprojekten muss deshalb vor allem im Austausch von Erfahrungen und Wissen sowie der Entwicklung von Kompetenzen liegen. Die Zusammenarbeit mit Hochschulen hat hier eine besondere Schlüsselrolle.
Wie wird Innovationsmanagement in SEPT gelehrt, damit die Studierenden es anwenden können?
Utz Dornberger: Unsere Studierenden arbeiten an „living cases“. Dabei bauen sie auf Wissen auf, das sie bereits durch ihren Beruf in der Heimat und im Studium bei uns erworben haben. Sie erarbeiten Konzepte für Unternehmen aus der Region, indem sie Innovationspläne erstellen. Diese enthalten alle Schritte zur Entwicklung eines neuen Produkts oder einer Dienstleistung. Dabei achten die Studierenden darauf, wie sich der Markt verhält und wie sich die Wettbewerber bewegen. Beispielsweise haben unsere Studierenden ein Eventunternehmen bei der Etablierung begleitender Dienstleistungen zur Kinderbetreuung auf einer großen Messe unterstützt. Jedes Semester starten zehn dieser Projekte.
Was heißt Innovationsmanagement für Entwicklungsländer?
Utz Dornberger: Unternehmen in Entwicklungsländern müssen Produkte und Dienstleistungen entwickeln, die sich am Markt von anderen abheben. Bisher versuchen sie, vor allem mit geringeren Preisen am Markt zu bestehen. Das bringt diese Länder aber langfristig nicht voran. Sie müssen sich mit eigenen Innovationen etablieren. Ein praktisches Beispiel: Viele Entwicklungsländer exportieren hauptsächlich Rohstoffe. Sie können die Wertschöpfung steigern, indem sie diese Rohstoffe zu Endprodukten weiterverarbeiten. Dies gelingt nur mit dem Einsatz moderner Technologien. Mit dem richtigen Innovationsmanagement können sie die Entwicklung solcher Technologien steuern und sie an lokale Bedürfnisse anpassen. Dass das der richtige Ansatz ist, zeigt sich etwa an den Investitionen in die Innovationsförderung in Ländern Lateinamerikas, die mit Krediten von der Weltbank getätigt werden.
SEPT ist der Träger des Netzwerks in4in, das sich dem Innovationsmanagement widmet – mit welchem Ziel?
Utz Dornberger: Das Netzwerk In4In wurde 2008 von Hochschulen und Wirtschaftsfördereinrichtungen weltweit gegründet. Wir wollen Innovationsmanagement, und das Know-how, das speziell in Deutschland dazu entwickelt wurde, nach Regionen in Lateinamerika, Asien und Afrika transportieren. In Zusammenarbeit mit der Wirtschaft und der Unterstützung des Deutschen Akademischen Austausch Dienstes (DAAD) können wir derzeit zum Beispiel an fünf Standorten in Afrika Projekte zusammen mit ansässigen Hochschulen und Unternehmen im Technologietransfer realisieren. Mit den Hochschulen entwickeln wir neue Förderkonzepte für Existenzgründer und Transfer von Technologien, die wir demnächst allen äthiopischen Hochschulen auf einem Symposium an der Adama University vorstellen werden.
Weitere Informationen:
SEPT
in4in