Südliches Afrika, Naher Osten, Afghanistan – viele Regionen leiden unter politischen oder militärischen Konflikten. Mit der Bewältigung solcher Spannungen beschäftigt sich der Masterstudiengang Friedens- und Konfliktforschung an der Universität Magdeburg.
Den Herausforderungen, Konflikte zu analysieren und Frieden zu erhalten, begegnet der Studiengang auf wissenschaftlicher Ebene mit Interdisziplinarität. „Kein Konflikt kann verstanden werden, wenn nicht alle seine Dimensionen beleuchtet werden“, sagt Studiengangsleiterin Professorin Anna Geis. Deshalb sind Seminare und Vorlesungen nicht nur durch Politikwissenschaft und Soziologie – die zwei Trägerinstitute des Masters – geprägt, sondern beziehen benachbarte Disziplinen wie Geschichte, Philosophie und Sprachwissenschaften ein. Auch die Studierenden bringen unterschiedliche fachliche und berufliche Hintergründe mit und können so Ursachen und Dynamiken umfassend beleuchten. „Meine Kommilitonen vereinen Sichtweisen aus Politik- und Kommunikationswissenschaften, Soziologie und International Relations. Wir können viel voneinander lernen“, sagt Studentin Salomé Bravo aus Ecuador.
Wissenschaft und Wirklichkeit
Das theoretische Wissen, das die Studierenden sich in Vorlesungen und Seminaren erarbeiten, erproben sie praktisch: Beispielsweise simulieren sie in Planspielen Verhandlungen zu fiktiven oder realen Konflikten. „Den Studierenden werden Positionen zugeteilt, die sie anhand von Infoblättern erarbeiten und in der Verhandlung vertreten“, erklärt Geis. Dabei gilt es, die vielfältigen Aspekte eines Konflikts zu berücksichtigen, wie etwa die Auseinandersetzung um einen Fluss: Wie sind die geologischen Gegebenheiten? Warum streiten die Parteien konkret? Welche Lösungsansätze und Perspektiven bieten sich? So wenden die Studierenden ihr erlerntes Wissen nicht nur an, sie erfahren aus erster Hand, dass Resolutionen und Einigungen oft das Ergebnis langwieriger Prozesse und mühsamer Kompromissfindung sind.
Zur Realitätsnähe dieser Simulationen tragen die Teilnehmer selbst bei. „Viele unserer Studierenden stammen aus Schwellen- und Entwicklungsländern, einige davon aus akuten Krisenregionen. Ihre Erfahrungen sind wertvoll für die Diskussion“, betont Geis. Abstrakte Theorien und scheinbar weit entfernte Konflikte werden so greifbar. Gleichzeitig lernen die Studierenden, die Situation in ihren Heimatländern besser einzuordnen. „Mich hat das Modul ‚Weltgesellschaft und Transformation‘ besonders interessiert, weil ich aus einem postsowjetischen Land komme, das sich im Übergang befindet“, berichtet Leyla Djafarova aus Usbekistan.
Chancenreiche Zukunft
Durch die Verbindung von Wissenschaft und Anwendung bieten sich den Absolventen zahlreiche Jobchancen im wissenschaftlichen, politischen oder journalistischen Bereich. Antoine Sanga aus Burkina Faso arbeitete früher als Mediator, mit seinem Magdeburger Masterabschluss will er in die Lehrtätigkeit wechseln: „In Deutschland eigne ich mir theoretische Kenntnisse an, die meiner Karriere einen Impuls geben können.“
Impulse erwarten auch Alumni aus dem südlichen Afrika, wenn sie im November mit politischen Entscheidungsträgern das Thema Zwangsmigration beleuchten – auf Einladung des Studiengangs.