Viele Stipendiaten erleben zum ersten Mal Weihnachten in Deutschland. Auch wenn sie christlichen Glaubens sind, ist das Weihnachtserlebnis in vielen Facetten anders als in ihren Heimatländern.
„In Benin ist Weihnachten mehr ein fröhliches Fest für Kinder“, erzählt Johanes Agbahey. In kleinen Gruppen und traditioneller Verkleidung, der sogenannten „Kaléta“, ziehen sie um den 24. Dezember herum singend und tanzend durch die Nachbarschaft und sammeln ein bisschen Taschengeld oder kleine Geschenke. Auch er sei als Kind mit Freunden oft in der „Kaléta“ von Haus zu Haus gegangen, erklärt der DAAD-Stipendiat, der zur Zeit im Studiengang Agricultural Economics an der Universität Hohenheim studiert. „Das war sehr lustig, und am Ende des Tages haben wir dann Geld und Geschenke geteilt.“
Verkleidung ganz anderer Art erlebte Johanes Agbahey in Esslingen. Mit Freunden besuchte er einen Weihnachtsmarkt und begeisterte sich nicht nur für die besondere Atmosphäre und Beleuchtung: „Die Menschen waren gekleidet wie im Mittelalter, das hat mir gut gefallen.“
Kalte und warme Weihnachten
Weihnachten auf dem afrikanischen Kontinent ist warm und sonnig. Das Fest in Schnee und Kälte zu erleben ist daher ein erstaunliches Erlebnis – auch für Mary Namukose aus Uganda. „Es ist das erste Mal, dass ich im Winter Weihnachten feiere“, erzählt die DAAD-Stipendiatin, die für den Studiengang International Studies in Aquatic Tropical Ecology (ISATEC) nach Bremen kam.
Auch Barbara Lokes aus Papua Neuguinea verbindet Weihnachten eigentlich mit Wärme. „Es ist so seltsam für mich, in der kältesten Weihnachtsnacht draußen zu stehen, Brötchen mit Wurst zu essen und Glühwein zu trinken!“ Barabara Lokes studiert in Stuttgart im Aufbaustudiengang Photogrammetry and Geoinformatics und erlebte „kalte“ Weihnachten im letzten Jahr zum ersten Mal. „Weit weg von meiner Familie habe ich sie zu dieser Zeit sehr vermisst“, erzählt sie. Denn Weihnachten sei ein sehr individuelles Familienfest in Papua Neuguinea. Öffentliche Weihnachtsfeiern gibt es vor allem aus Sicherheitsgründen nicht. Gerade weil man in Deutschland die Weihnachtsstimmung außerhalb privater Umgebungen überall erleben könne, habe sie sich in diesem Jahr sogar sehr darauf gefreut. „Die Menschen verbringen Weihnachten draußen auf öffentlichen Plätzen ohne jede Einschränkung.“ Diese Freiheit und Sicherheit seien besonders schön für sie, erzählt Barbara Lokes. „Ich fühle mich jetzt hier zuhause – Winter und Weihnachten in Deutschland sind eine spezielle Kultur, meine neue Kultur.“
Bunte Lichter – bunte Märkte
Faszinierend ist für Mary Namukose in Deutschland vor allem der Festschmuck, der über viele Woche an allen Orten hängt: „Die Deutschen dekorieren selbst die Supermärkte! Es kommt mir täglich so vor, als sei heute schon Weihnachten.“ Die Freude über weihnachtliche Beleuchtung und Marktstände teilt sie mit Barbara Lokes – auch die über die vielen kleinen Dinge, Kunstgegenstände und Skulpturen, die nur zu Weihnachten angeboten werden. „Das ist ganz anders als in meiner Heimat Uganda“, sagt Mary Namukose. Für die beiden Frauen ist nicht das Einkaufen auf dem Weihnachtsmarkt das Wichtigste: „Ich könnte bis zum Tagesanbruch durch die Stadt gehen, nur um die Lichter anzusehen“, schwärmt Barabara Lokes.
Feiern mit Deutschen
Fern von der Familie feiern die Stipendiaten auch den 24. Dezember in Deutschland. Johanes Agbahey hofft auf eine Wiederholung der Weihnachtsfeier, die ihm im letzten Jahr so gut gefallen hat. „Unser Programmkoordinator organisierte auf dem Campus eine Wichtel-Party und außerdem schenkte mir mein Vermieter einen typischen Kuchen, wie er in Schwaben zu Weihnachten gebacken wird.“ Dass die Deutschen zur Weihnachtszeit so viel backen, beeindruckte Mary Namukose besonders, als sie zum ersten Mal Advent feierte. „Die Eltern meiner Freundin luden mich ein, um Kekse zu backen. Sie schenkten mir außerdem einen Adventskalender mit Schokolade. Das war sehr nett!“