Der Master-Studiengang „International Health“ an der Charité in Berlin wurde 1999 ins Leben gerufen. Die Studierenden beschäftigen sich mit armutsbedingten Gesundheitsproblemen in Entwicklungs- und Schwellenländern. Ausbildungsinhalte stammen sowohl aus dem Gesundheitswesen, der Epidemiologie und der Tropenmedizin als auch aus Wirtschaft und Management. Studiengangsleiter Dr. Matthias Borchert gibt im Interview einen Einblick in die Besonderheiten der Ausbildung und erläutert die Berufschancen der Absolventen.
Was ist das Besondere am Studiengang „International Health“?
Die internationale Vielfalt. Die Studierenden kommen aus aller Welt: aus Europa – einschließlich Deutschland – Asien, Afrika, Nord- und Latein-Amerika oder Australien. Eine solche Mischung ist in Studiengängen an deutschen Hochschulen selten. Auch unser Lehrpersonal ist international, neben deutschen Kollegen lehren auch Dozenten aus dem europäischen Ausland und Übersee. So schaffen wir ein breites Spektrum an Expertise.
Was bedeutet diese Vielfalt für die Lehre?
Die Studierenden haben in ihren Ländern bereits in der Gesundheitsbranche gearbeitet und bringen unterschiedliche Erfahrungen mit, die die Dozenten in die Lehre einbeziehen. Von dem Austausch profitieren alle – Studierende und Dozenten. Gemeinsam entwickeln sie neue Herangehensweisen für ihren beruflichen Alltag.
Inwieweit unterscheiden sich bei so einem internationalen Studiengang die Vorstellungen von Gesundheit?
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Gesundheit breit und universell. Allerdings sind die Rahmenbedingungen für Gesundheit in den einzelnen Ländern sehr verschieden. Es gibt zum Beispiel Tropenkrankheiten, die in Afrika auftreten, in Asien aber nicht. Trotz dieser Unterschiede stellen die Studierenden aber immer wieder fest, dass sich viele Probleme und Herausforderungen ähneln – unabhängig von Sprache, Kultur oder Religion.
In ihren Heimatländern stehen den Studierenden oft keine hochmodernen Geräte zur Verfügung wie an der Charité. Wie können sie das in Berlin erworbene Wissen, unter diesen Bedingungen umsetzen?
Wir kümmern uns vor allem um „public health“, also die Volksgesundheit. Deshalb bilden wir wenig an Geräten aus. Eine Konzentration auf die Apparatemedizin würde viele Studierende in ihrer Heimat nicht weiterbringen sondern frustrieren. Deshalb werden sie gezielt auf die sehr viel einfachere medizinische Ausstattung in heimischen Krankenhäusern und Praxen vorbereitet. Beispielsweise stellt ein Experte „das Labor unter einfachen Bedingungen“ vor. Effektiv ist auch Weiterbildung im Management. Die Studierenden lernen zum Beispiel, wie man ein Gesundheitssystem auf Distriktebene organisiert und dabei die Bedürfnisse der Bevölkerung berücksichtigt.
Welche Berufschancen haben die Absolventen?
Viele Absolventen arbeiten weiter in ihren ursprünglichen Berufen als Ärzte, Pfleger oder Hebammen. Sie fahren beispielsweise mit „Ärzte ohne Grenzen“ in Einsatzländer und versorgen dort Patienten. Andere sind in Organisationen wie der WHO, UNICEF oder der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit tätig. Sie leiten dort Programme zur Bekämpfung von Krankheiten wie HIV in einer Region. Dabei beraten sie auch die zuständigen Landesministerien.
Welchen Beitrag leistet der Studiengang zur erfolgreichen Entwicklung von Schwellen- und Entwicklungsländern?
Unser Studiengang bildet Menschen aus, die aus diesen Ländern kommen und nach dem Studium dorthin zurückkehren. Viele der Rückkehrer klettern die Karriereleiter um einige Stufen hinauf, wie eine Alumnistudie vor kurzem herausfand. Das ist die Voraussetzung dafür, dass die Absolventen in ihren Heimatländern etwas verändern können. Nur in leitenden Positionen können sie die Konzepte, die wir ihnen vermittelt haben, auch für ihr Land umsetzen und so die gesundheitliche Situation verbessern.