Vernetzung bleibt das zentrale Thema

Seit 30 Jahren fördert der DAAD entwicklungsbezogene Postgraduiertenstudiengänge (EPOS), die Young Professionals aus Entwicklungsländer darauf vorbereiten, den Wandel in ihrer Heimat mitzugestalten. Im Interview spricht Referatsleiterin Gabriele von Fircks darüber, wie sich Programm und Studiengänge verändert haben und was künftig wichtig wird.

Foto: Michael Meinhard

Warum ist das DAAD-Programm nach 30 Jahren weiterhin von Bedeutung?
Gut ausgebildete und international vernetzte Fachkräfte sind nach wie vor wichtig für die Entwicklung ihrer Länder. In den DAAD-geförderten EPOS werden sie nicht nur zu Experten ihres Faches ausgebildet, sondern auch zu guten Managern. Als Multiplikatoren stoßen sie In ihrer Heimat Entwicklungsprozesse an und arbeiten an Lösungen für regionale sowie globale Herausforderungen. Alumni-Befragungen bestätigen dies: Rund Dreiviertel der Absolventen sagen, dass sie in ihren heutigen Positionen Veränderungen bewirken.

Wie hat sich das Studienangebot im Rahmen des DAAD-Programms über die Jahre verändert?
1987 gab es noch keine international ausgerichteten Masterstudiengänge in Deutschland. Der DAAD unterstützte damals Hochschulen bei der Entwicklung von Aufbaustudiengängen mit Entwicklungsbezug. Die Förderung begann mit vier ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen und drei Programmen im Bereich der Regionalplanung.

Mit der Umstellung auf Bachelor und Master im Zuge des Bologna-Prozesses entstanden viele solcher Masterprogramme an deutschen Hochschulen. Wir nehmen deshalb nur noch Programme in die Förderung auf, die bereits existieren und spezifische Voraussetzungen erfüllen. Aktuell unterstützen wir 44 Studiengänge. Das thematische Angebot reicht von Wirtschaftswissenschaften, Entwicklungszusammenarbeit über Ingenieurwesen, Mathematik, Regionalplanung, Agrar- und Forstwissenschaften bis hin zu Umweltwissenschaften, Medizin, Rechts-, Bildungs- und Medienwissenschaften.
Da die Digitalisierung auch die Hochschulen längst erfasst hat, können sich seit kurzem Blended Learning Studiengänge, die Online- und Präsenzphasen kombinieren, bewerben.

Wie funktioniert der Austausch unter den Studiengängen und Stipendiaten?
Mit dem wachsenden Angebot hat sich die Vernetzung der Programme stets weiterentwickelt: In den 90er Jahren schlossen sich die ersten Programme in der Arbeitsgemeinschaft entwicklungsländerbezogener Postgraduiertenstudiengänge (AGEP) zusammen. Seit 2015 finanziert der DAAD einen AGEP-Netzwerkkoordinator, der die Vernetzung der Studiengänge vorantreibt.
Damit auch die Stipendiaten Kontakte untereinander knüpfen, lädt der DAAD jährlich zum Netzwerktreffen ein. Außerdem können Studierende eigene Workshops organisieren und diese für Teilnehmer aus anderen EPOS öffnen.

Wie hat sich die Zusammensetzung der Stipendiaten entwickelt?
Die EPOS waren immer offen für Bewerber aus Ländern, die auf der von der OECD erstellten DAC-Liste der Entwicklungsländer stehen. Durch die höhere Zahl an Studiengängen werden aber auch entsprechend mehr Stipendien vergeben – so können mehr Länder abgedeckt werden. Jedes Jahr beginnen rund 270 Stipendiaten aus Entwicklungsländern ihr Studium in einem der geförderten Studienprogramme.

Was ist aus den Studiengängen geworden, die seit vielen Jahren Teil der EPOS sind?
Lange geförderte Programme wie das Postgraduate Program Renewable Energy an der Universität Oldenburg und SPRING – Regional Development Planning and Management an der TU Dortmund haben sich stets weiterentwickelt. Der DAAD erwartet, dass sich die Programme an aktuelle Gegebenheiten anpassen und Pläne für die Zukunft entwerfen. Deshalb müssen sie sich regelmäßig erneut um eine Förderung bewerben.

Gemeinsam ist allen EPOS, dass sie längst nicht nur fachliches Know-how vermitteln: Sie bieten auch Seminare zu Soft Skills und interkulturellen Fähigkeiten an. Außerdem legt der DAAD Wert auf ein Konzept, um Alumni langfristig zu binden.

Auf welche Weise hält der DAAD Kontakt zu den ehemaligen Stipendiaten?
Der DAAD informiert regelmäßig alle Stipendiaten über weitere attraktive DAAD-Programme, für die sie sich später als Alumni bewerben können. Außerdem werden die Ehemaligen immer wieder danach befragt, in welchen Positionen sie aktuell sind und welchen Einfluss das Programm auf ihre Karriere hat.

Nicht zuletzt engagiert sich der Netzwerkkoordinator der AGEP. Er organisiert zum Beispiel regionale Seminare zum Wiedereinstieg in den heimischen Arbeitsmarkt: DAAD-Alumni und Arbeitgeber sprechen dort über die Erwartungen von und an Deutschland-Alumni. Außerdem werden Möglichkeiten ausgelotet, wie Alumni aktuelle Stipendiaten bei der Reintegration unterstützen können.

In welche Richtung soll das DAAD-Programm künftig gehen?
Die Vernetzung zwischen den Studiengang wird zentrales Thema bleiben: Da sich viele der Studiengänge ergänzen, sollen Stipendiaten perspektivisch Module anderer Studiengänge absolvieren können. Hier müssen die Studiengänge noch viele Fragen zur zeitlichen Planung und Anerkennung von Leistungen klären. Die AGEP beschäftigt sich mit diesem Thema und der DAAD möchte das Vorhaben mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln unterstützen.

Seit dem 20 März leitet Gabriele von Fircks das DAAD Informationszentrum Amman.