Erfahrungen beim Berufseinstieg, Anforderungen der Arbeitgeber und Konsequenzen für die Studiengänge. Um diese Themen drehte sich der jüngste Reintegrationsworkshop für Alumni in Nairobi. Das Besondere: Diesmal brachten auch Arbeitgeber ihre Perspektive ein.
Wenn Studierende der entwicklungsbezogenen Postgraduiertenstudiengänge in ihre Heimatländer zurückkehren, verfügen sie über Berufspraxis, einen qualifizierten Abschluss und internationale Erfahrungen. Trotzdem ist die Reintegration in den heimischen Arbeitsmarkt nicht immer einfach. Doch wo ansetzen, wenn man anscheinend alle Anforderungen für einen guten Arbeitsplatz erfüllt? Für den Netzwerkkoordinator Robin Pass, der den Alumni-Workshop organisierte, ist die Antwort einfach: „Arbeitgeber und Absolventen müssen sich vernetzen, denn es besteht eine große Diskrepanz zwischen den Erwartungen beider Seiten. Das hat der Workshop in Nairobi gezeigt.“ Die Heimkehrer sind geprägt durch die urbanen Lebensumstände in Deutschland und gehen davon aus, in ihrem neuen Job Verantwortung zu übernehmen und eine moderne Ausstattung vorzufinden. Die Chefs wiederum erwarten, dass die Alumni sich zunächst beweisen und ihre neuen Kompetenzen und Kenntnisse gewinnbringend einsetzen.
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Der Workshop war ein weiterer Schritt, um diese Lücke zwischen Erwartung und Realität zu schließen. Zunächst tauschten Arbeitgeber und Absolventen getrennt voneinander Erfahrungen aus. Trotz unterschiedlicher fachlicher Hintergründe und breit gefächerten Berufswünschen waren die Alumni sich in einer Sache einig: Auf die Rückkehr in ihre Heimat und den dortigen Arbeitsmarkt wurden sie nicht ausreichend vorbereitet. „Das sind schlechte Voraussetzungen. Denn im Workshop habe ich erfahren, dass manche Absolventen kaum eingearbeitet wurden“, berichtet zum Beispiel Jane Ninsiima, eine Alumna der HfWU Nürtingen, die heute bei der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit in ihrer Heimat Uganda arbeitet. Auch die Arbeitgeber kritisierten einen schlechten Informationsfluss. „Absolventen haben oft nicht gelernt, ihre Fähigkeiten klar zu kommunizieren“, erklärt Robin Pass. „Besonders bei den Soft Skills – antizipieren, kommunizieren, moderieren – haben Alumni und Arbeitgeber großen Handlungsbedarf.“
Handlungsempfehlungen formulieren
Die Teilnehmer des Workshops arbeiteten nicht nur heraus, wo überall gehandelt werden muss, sondern sie entwickelten auch Lösungsansätze. Eine besonders wichtige Empfehlung richtet sich an die Studierenden, sich frühzeitig mit der Zeit nach dem Studium zu beschäftigen. „Auch die Universitäten sollten einen Beitrag zur erfolgreichen Reintegration leisten“, findet Henry Lubinda. Der Sambianer studierte Agriculture Economics in Stuttgart und arbeitet bei der UN Economic Commission for Africa. Die Teilnehmer erarbeiteten weitere Vorschläge wie eine Vernetzung der Alumnivereine und der Arbeitgeberverbände sowie eine Sammlung von Tipps für zukünftige Studierende, um ihnen später die Heimkehr zu erleichtern.
Ein besonderes Angebot erwartet Studierende und Alumni Anfang Juli: ein Webinar im Alumniportal Deutschland widmet sich dem Thema „Reintegration into domestic job markets“.
Hier gelangen Sie zu dem Bericht über den ersten Reintegrationsworkshop!
Bald beim Millennium Express:
Der Millennium Express hat auch mit Arbeitgebern gesprochen, die beim Workshop in Nairobi dabei waren. Die Videointerviews sehen Sie in Kürze hier!