Die Elbe – jedes Jahr folgen Studierende des Masterstudiengangs Hydro Science and Engineering der Technischen Universität Dresden dem Lauf des mitteleuropäischen Flusses. Auf dieser Study Tour erfahren sie viel über modernen Hochwasserschutz und wie Länder dabei erfolgreich zusammenarbeiten.
Los ging es vor wenigen Wochen in Tschechien. „Noch vor 15 Jahren wäre eine Fahrt unspektakulär gewesen“, sagt Organisator Philipp Körner. „Vor der Jahrhundertflut 2002 gab es entlang der Elbe keine Schutzmaßnahmen vor Flutereignissen dieser Größenordnung“. Nicht verwunderlich – das letzte große Hochwasser lag damals über 150 Jahre zurück.
Schutz im Ernstfall
Nach der Flut 2002 trat 2006 und 2013 die Elbe erneut weit über ihre Ufer. Seitdem hat sich im Hochwasserschutzmanagement in der Region viel getan: „Die Erfolge sind sichtbar. Zum Beispiel wurde die kleine niedersächsische Stadt Hitzacker 2006 komplett überflutet. Beim letzten Hochwasser 2013 blieb sie durch umfangreiche Maßnahmen verschont“.
Welche technische Lösung ist die richtige? Wie informiert man die Bevölkerung? Wie können alle Entscheidungsträger auch über Ländergrenzen hinweg reibungslos zusammenarbeiten? Überall entlang des Flusslaufs fanden die Studierenden sichtbare Antworten. „Die Fahrt hat unser Theoriemodul ‚Flood Risk Management‘ perfekt ergänzt. Wir konnten begutachten, wie verschiedene Schutzmaßnahmen das Flutrisiko in der Region senken“, sagt DAAD-Stipendiatin Anukampa Bista aus Nepal.
Der Hochwasserschutz gestaltet sich vielfältig: Eine große Talsperre im tschechischen Orlik, die den Wasserzulauf in die Elbe mitbestimmt, mobile Hochwasserschutzbarrieren in Prag, ein festinstallierter Hochwasserschutz, der sich in das Dresdner Stadtbild einfügt. Oder Deichrückverlegungen, die dem Fluss wieder mehr Raum geben sowie ausgehobene leere Becken, die bei Hochwasser geflutet werden können. An den Stationen sprachen die Studierenden mit Verantwortlichen. „ Jetzt wissen sie, wie der Hochwasserschutz im Alltag funktioniert, wer vor Ort zuständig ist und wie Entscheidungen getroffen werden“, sagt Philipp Körner.
Auch eine Frage der Politik
„Mir ist noch einmal bewusst geworden, dass es nicht nur um hochentwickelte technische Lösungen geht. Wichtig ist ein effizientes Management, damit Maßnahmen im Falle einer Flut richtig ineinandergreifen“, sagt Muhammad Quasim, DAAD-Stipendiat aus Pakistan. „In Entwicklungsländern wird es eine große Herausforderung sein, Politiker davon zu überzeugen, dass es günstiger ist, Fluten vorzubeugen als für die Schäden danach aufkommen zu müssen“. Muhammad Quasim wie auch Anukampa Bista kommen aus Ländern, die immer wieder von verheerenden Überschwemmungen heimgesucht werden. „Mich beeindruckt das, was in den letzten Jahren entlang der Elbe im Hochwasserschutz unternommen wurde, vor allem die länderübergreifende Zusammenarbeit – davon sind Länder wie Nepal, Indien, Pakistan und Bangladesch weit entfernt“, sagt Anukampa Bista.
Dass es für die Studierenden nicht einfach wird, das Wissen in ihrer Heimat anzuwenden, weiß Philipp Körner: „In Europa haben wir keine politisch motivierten Wasserkonflikte und auch das Ausmaß von Fluten ist nicht vergleichbar: In Bangladesch beispielsweise sterben jährlich tausende Menschen aufgrund von Überschwemmungen. Wir können aber vermitteln, was technisch möglich ist und wie sich Hochwasserschutz koordinieren lässt.“