Stipendiaten aus Entwicklungsländern wollen es, Alumni tun es bereits: den dringend notwendigen Wandel in ihren Heimatländern gestalten. Von ihren Plänen und Erfahrungen berichteten sie auf der Tagung „Change Agents – Gesichter des Wandels“ in Heidelberg. Eingeladen hatten DAAD-Präsidentin Margret Wintermantel und Dirk Niebel, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
Die Alte Aula der Universität Heidelberg verwandelte sich am dem heißen Junitag in eine Sauna. Und so wurde die Begrüßung „a very warm welcome“ schnell zum Running Gag. Doch trotz Hitze diskutierten die rund 200 Teilnehmer, darunter zahlreiche Stipendiaten, Alumni und Hochschullehrer, lebhaft, konzentriert und durchaus kontrovers.
Die meisten Alumni kehren zurück
Im Zentrum stand eine bewährte Zusammenarbeit: „Seit über 25 Jahren fördert das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gemeinsam mit dem DAAD Stipendiaten aus Entwicklungsländern“, sagte Bundesminister Dirk Niebel. In ihrer Heimat sollen die Alumni durch die Kenntnisse, die sie an deutschen Hochschulen erworben haben, den Wandel mitgestalten können. Wie das in der Praxis aussieht, war Thema der Tagung. Mehr als 70 Prozent der Geförderten stoßen nach ihrer Rückkehr positive Veränderungen an – das brachte die aktuelle DAAD-Studie „Wissen – Handeln – Verändern“ zu Tage. In Heidelberg wurde sie vorgestellt.
Drei Alumni berichteten in einem Podiumsgespräch, was sie aus Deutschland in ihre Heimat mitgenommen haben. Dabei sind es vor allem theoretische Kenntnisse, die den Weg in Schlüsselpositionen ebneten. „Wichtig sind aber auch die persönlichen Erfahrungen“, sagte die Ägypterin Doaa Mohamed Soliman. „Zunächst erlebte ich einen Kulturschock in Deutschland – alles war anders, als ich es kannte. Aber irgendwann habe ich die Gemeinsamkeiten gesehen.“ Mit einem fremden Land und einer anderen Kultur konfrontiert zu sein, das hat sie zu ihrer aktuellen Arbeit befähigt: Doaa Mohamed Soliman ist für die Anna-Lindh-Stiftung in Alexandria tätig, die den Dialog zwischen den Kulturen stärken will.
Sie wollen endlich handeln
Den Begriff „Change Agents“ wollten die Podiumsteilnehmer allerdings nicht unbedingt für sich in Anspruch nehmen: nicht „Agenten“ des Wandels wollen sie sein. Aber die Alumni und Stipendiaten identifizieren sich mit dem, wofür der Begriff steht. Sie brennen geradezu darauf, in ihrer Heimat Veränderungen auf den Weg zu bringen. Wie Suaad Abdo, die zurzeit Public Policy and Good Governance in Erfurt studiert: „Ich möchte erreichen, dass Frauen in meiner Heimat Jemen eine gute Ausbildung erhalten und ihr Leben selbst in die Hand nehmen“, sagte sie. Li Ma aus China, die Internationales Management in Reutlingen studiert, hat sich dem Umweltschutz verschrieben: „Ich will Verantwortung übernehmen, weil uns die Zeit davonläuft.“
Synergien nutzen
Man kann Alumni und Stipendiaten nicht dazu verpflichten, „Change Agents“ zu sein, oder, wie DAAD-Präsidentin Margret Wintermantel es formulierte, „beeindruckende Persönlichkeiten, die in ihren Ländern Veränderungen anstoßen“ – auch das wurde an diesem heißen Tag in Heidelberg thematisiert. Viele aber wollen es, und sie brauchen Unterstützung dabei, wenn sie in ihrer Heimat wieder Fuß fassen. Hier gibt es noch einiges zu tun, so ein Fazit der Tagung. Vor allem ist der weitere Ausbau der Alumni-Netzwerke wichtig, damit die Rückkehrer sich nicht als Einzelkämpfer durchschlagen müssen, sondern Synergien einer frühzeitigen Vernetzung schon während des Studiums in Deutschland nutzen und für Veränderungen einsetzen können.
Eine ausführliche Tagungsdokumentation als PDF finden Sie hier.
Video von der Veranstaltung:
Impressionen von der Veranstaltung:
Fotos: Sven Bratulic