Ziel 3: Gleichstellung der Geschlechter / Stärkung der Rolle der Frauen
DAAD-Stipendiatinnen und -Stipendiaten nehmen die acht Millenniumentwicklungsziele der Vereinten Nationen in den Blick. Ihre beruflichen Erfahrungen und ihr Studium in Deutschland machen sie dabei zu Experten. Dr. Elena Kim forscht zur Gleichstellung von Frauen und Männern in Kirgisistan.
Kritischer Blick hinter die Statistik
Elena Kim ist Assistenzprofessorin an der American University of Central Asia in Bishkek, Kirgisistan. Ihren PhD hat sie am Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) an der Universität Bonn gemacht. Seit ihrem Abschluss forscht sie in ihrem Heimatland und engagiert sich für die Gleichstellung der Geschlechter.
Mit welchem Thema haben Sie sich in Ihrer Doktorarbeit beschäftigt?
Ich habe am Beispiel von häuslicher Gewalt gegen Frauen untersucht, warum Frauen häufig nicht von Entwicklungsarbeit profitieren. Der Aspekt der Gewalt ist so fundamental – dieses grundsätzliche Problem müssen wir lösen, bevor wir uns dem Zugang von Mädchen und Frauen zu Bildung und Politik widmen können.
Was haben Sie genau herausgefunden?
Bei der Analyse von zwei Hilfsprojekten konnte ich nachweisen, dass versteckte Mechanismen die Entwicklungsarbeit behindern: Entwicklungshelfer ermutigen beispielsweise Frauen, die von ihren Ehemännern missbraucht wurden, die Fälle der Polizei zu melden. Denn das Land hat größere Chancen, international gefördert zu werden, wenn geschlechtsbezogene Gewalt juristisch aufgearbeitet wird. Da die betroffenen Frauen jedoch nach der Anzeige meist nicht ausreichend psychologisch unterstützt werden, ist ihnen mit der Anzeige allein oft wenig geholfen.
Werden Frauen und Männer in der Region gleichermaßen in ihrer Berufsausübung unterstützt?
Dazu ein Beispiel: Viele Menschen arbeiten in der Landwirtschaft und es gibt Projekte, die sie dabei finanziell unterstützen. Dabei entgehen den Frauen häufig Fördergelder. Mit meiner Forschung habe ich den Grund herausgefunden: Die Förderung berücksichtigt vor allem Großbauern, die besser belegen können, wie effektiv sie die Gelder einsetzen. Da nur Männer Großbauern sind, werden die Frauen – aber auch einige Männer – eindeutig benachteiligt.
Wann wird das dritte Entwicklungsziel erreicht?
Die Unterschiede zwischen den Ländern sind groß: In Kirgisistan machen wir vor allem kleinere Fortschritte, erleben aber auch Rückschritte, etwa bei der politischen Partizipation: Hier ist die Beteiligung von Frauen von 30 auf 20 Prozent innerhalb von sechs Jahren gesunken. Für die Post-2015-Agenda sollten wir die Art und Weise überdenken, wie der Fortschritt bei den Entwicklungszielen gemessen werden kann. Die Millennium-Entwicklungsziele waren gut gedacht, aber wir müssen lokale Besonderheiten stärker einbeziehen. Ich denke zum Beispiel, dass wir kulturspezifische Unterziele brauchen, die regional verschieden sind.
Mehr Informationen zum dritten Millenniumentwicklungsziel gibt es hier.