Das Wissen weitergeben

Ich heiße Folasade Adeboyejo und bin Nigerianerin. In Nigeria habe ich meinen Bachelor in Tierforschung an der Universität Obafemi Awolowo in Ile-Ife gemacht. Danach kam ich nach Bremen, um marine Tropenökologie zu studieren. 2011 bekam ich dann ein DAAD-Stipendium für den englischsprachigen internationalen Studiengang „International Studies in Aquatic Tropical Ecology (ISATEC)“, den ich mit einer Masterarbeit in „Environmental Sciences“ abgeschlossen habe.

ISATEC ist ein zweijähriger Masterstudiengang, den die Universität Bremen in Kooperation mit dem Leibniz-Zentrum für marine Tropenökologie (ZMT) anbietet. Im ersten Jahr liegt der Schwerpunkt auf der Vermittlung von theoretischen Kenntnissen in Lehrveranstaltungen, im zweiten Jahr werden praxisorientierte Forschungsprojekte durchgeführt. Dazu gehört auch ein sechsmonatiger Forschungsaufenthalt mit Feldarbeit in einer tropischen oder subtropischen Region. Die Schwerpunkte des interdisziplinär ausgerichteten Studiengangs liegen auf Konzepten für den Schutz und das nachhaltige Management tropischer Küstenökosysteme.

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Mit dem Studiengang konnte ich mich beruflich so weiterzuqualifizieren, wie ich es mir vorgenommen hatte: Ich habe meine Deutschkenntnisse verbessert, verschiedene (qualitative und quantitative) Forschungsansätze in der Wasserökologie kennengelernt und mich mit naturwissenschaftlichen und sozialökologischen Methoden vertraut gemacht. Außerdem habe ich mein Verständnis für die biologischen, physikalischen und geologischen Prozesse, die bei der Regulierung des Systems Erde eine Rolle spielen, vertieft. Im Studium wurde uns nicht nur vermittelt, wie komplex das Erdsystem und die Wechselwirkungen zwischen Mensch und Natur sind, sondern auch, dass es diese Zusammenhänge bei wissenschaftlichen Untersuchungen berücksichtigt werden müssen. Wir haben gelernt, Herausforderungen in ihrer Gänze zu betrachten..

Noch etwas anderes war gut an dem Programm: Der Austausch an informellen Wissen, den es zwischen uns Studierenden und den Lehrkräften gab, war wirklich von unschätzbarem Wert. Nicht nur, weil ich über Europa, Asien und sogar Afrika jetzt viel mehr weiß als vorher. In unserem Studiengang kamen Leute aus ganz unterschiedlichen Regionen dieser Welt zusammen und ich habe gelernt, wie man mit Menschen aus unterschiedlichen Kulturen umgeht. Dass es ein Land namens Indonesien gibt, habe ich zum ersten Mal 2001 erfahren, als über den Tsunami berichtet wurde. Und heute, gerade einmal zehn Jahre später, haben sich – der DAAD machte es möglich – aus den Kontakten zu Studentinnen aus Indonesien in meinem Masterprogramm echte Freundschaften entwickelt, die sicher auch nach unserem Studium noch anhalten werden. Die liebenswerten Menschen, von denen ich in Bremen umgeben bin, lassen beim Gedanken an meine Heimkehr gemischte Gefühle aufkommen.

Nun, wo das Studium aufs Ende zugeht, mache ich mich darauf gefasst, was die Zukunft wohl für mich bereithält. Nach einem Stipendium im Ausland soll es nicht immer leicht sein, wieder in die Heimat zurückzukehren – da wird Nigeria wahrscheinlich keine Ausnahme sein. Trotzdem gehe ich die Sache zuversichtlich an, denn für mich ist es sehr wichtig, mein Wissen auch an andere Menschen in meinem Land weiterzugeben. Ich will einen Beitrag dazu leisten, dass die Umweltforschung in Nigeria Fortschritte macht. Mit meinem interdisziplinären Hintergrund stehen mir zwar verschiedene Berufswege offen, aber ich habe mich schon dafür entschieden, in mariner Biogeochemie zu promovieren. Bevor ich mit der Doktorarbeit loslege, möchte ich aber noch internationale Berufserfahrung sammeln und für ein halbes oder ganzes Jahrein Praktikum absolvieren. Das wäre die ideale Ergänzung zu meiner akademischen Ausbildung und meinen Management-Kompetenzen.

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