Warum geht man zum Studieren (in meinem Fall des Fachs Entwicklungsmanagement) ins Ausland? Der Hauptgrund ist wohl, danach wieder in sein eigenes Land (in meinem Fall die Philippinen beziehungsweise Asien) zurückzukehren, um dort mit allem, was man gelernt hat, zur Entwicklung beizutragen. Das war für mich als DAAD-Stipendiatin jedenfalls das Wesentliche am Programm „Wandel durch Austausch“.
Deswegen fing ich auch schon an, mich auf den Philippinen auf Stellen zu bewerben, noch bevor mein Stipendium im Carlo-Schmid-Programm ausgelaufen war. Ohne Erfolg. Zumindest konnte ich nichts finden, das besser gewesen wäre als der Job, den ich vor meinem DAAD-Stipendium mit einem MA in Politischer Ökonomie als Beraterin bei der Asian Development Bank hatte. Dabei hatte ich gehofft, mit meinem Studium in Deutschland und einem Praktikum bei den Vereinten Nationen in Genf würden sich mir bessere Chancen bieten als zuvor. Einen Tag nach Ende meines Praktikums bei der UN setzte ich mich also ins Flugzeug nach Manila, in der Erwartung, einmal zurück im Land, würde ich endgültig bessere Aussichten auf eine gute Stelle haben. Aber nichts da.
Vier Monate nach meiner Rückkehr hatte ich wohl an die 100 Bewerbungen geschrieben, für Stellen an allen möglichen Orten, Organisationen und auch für unterschiedliche Positionen. Manchmal wurde ich zwar zu einer Prüfung und einem Vorstellungsgespräch eingeladen, aber sobald es dann um Fragen wie Visum, Gehalt oder Arbeitsumfang usw. ging, zerschlug sich die Sache wieder. Einmal hieß es sogar, mit meinen Auslandserfahrungen und meinem Arbeitseifer wäre das gemächlichere Tempo, das hier bei uns zu Hause bei der Arbeit vorherrschte, sicher nicht mehr das Richtige für mich. Man könnte auch sagen: Mein deutscher Studienabschluss schien nicht gerade sonderlich viel wert zu sein, wenn es um Jobs in der Entwicklungsarbeit auf den Philippinen ging. Für Sanierungsarbeiten nach dem Taifun Hayan war ich ganz offensichtlich nicht sonderlich geeignet, also bewarb ich mich auf solche Stellen erst gar nicht. Und langsam begann ich mich zu fragen, ob ich ein eher anwendungsbezogenes Fach hätte studieren sollen, Umweltmanagement vielleicht, Stadtplanung oder etwas in der Art.
Bloß, damit keine Missverständnisse aufkommen: Es gab Stellen – manche waren besser, manche schlechter. Ich war schließlich fest entschlossen, die Investitionen der Deutschen in mich sinnvoll in Projekten auf den Philippinen oder in Asien einzusetzen. Und mit der entsprechenden Beharrlichkeit gelang es mir auch, Arbeitsmöglichkeiten aufzutun, die etwas mit dem Thema meiner Masterarbeit über städtische Infrastrukturen und privatwirtschaftliche Finanzierungsmodelle zu tun hatten beziehungsweise mit meinem Praktikum in Hamburg im Bereich von Nachhaltigkeit in Konsum und Produktion. Es waren Jobs, die für die Entwicklungszusammenarbeit Deutschlands mit den Philippinen förderlich sind, insofern sie zu dem Feld gehören, das die entwicklungspolitischen Prioritäten des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) abdeckt oder die von deutschen Beratungsunternehmen durchgeführt werden.
Die Moral aus der Geschicht‘? Ein im Ausland erworbener Universitätsabschluss ist (meistens) leider kein Zauberstab, mit dem sich Chancen eröffnen, die das Leben von Grund auf ändern, und der einen plötzlich für alle Arbeitsgeber attraktiv macht. Aber im Einzelfall und mit den Inhalten, die man sich im Studium erarbeitet hat, ist es möglich, eine bessere Stelle zu finden. Schwierig an der Rückkehr ist, dass man sich selbst verändert hat, nicht aber – zumindest auf den ersten Blick – die Landschaft, in die man sich nun wieder einzufügen hat. Am Ende hat sich bei mir dann doch noch der lange Atem und die viele Mühe bezahlt gemacht: Ich erhielt manche Gelegenheit, das, was ich in Deutschland gelernt habe, auch zu Hause und in anderen asiatischen Ländern anzuwenden. Im Moment stehe ich vor der Herausforderung herauszufinden, ob das im Ausland Erlernte auch für meine derzeitige Aufgabe – die Finanzierung umweltverträglicher Städte in Asien – nützlich ist.