Ich habe eine Mission: Die Welt soll wissen, dass eine norddeutsche Kleinstadt den Lauf der Dinge tatsächlich weltweit beeinflusst!
Es handelt sich um Flensburg, die nördlichste Stadt Deutschlands. Bevor ich zum Studieren dorthin ging, hatte ich bereits drei Jahre in einer Beratungsfirma gearbeitet, deren Hauptaufgabe in der Entwicklung von Klimaschutzprogrammen bestand − vor allem mit Blick auf den im Kyoto-Protokoll vorgesehenen Mechanismus für umweltverträgliche Entwicklung („Clean Development Mechanism“). Mir war damals schon klar, dass ich noch einen Masterabschluss machen wollte. Nur wusste ich noch nicht, wo. Die Entscheidung fiel dann nicht besonders schwer. Dass Deutschland interessant war, wusste ich, denn ich hatte schon oft von dem „Learning-by-Doing“-System an den dortigen Universitäten gehört, wo es nicht so sehr ums Auswendiglernen geht, sondern beim Lernen um die Eigeninitiative von Studierenden, die gemeinsam neue Ideen und Projekte entwickeln sollen. Das kam mir entgegen.
Also besuchte ich eine Veranstaltung, in der die verschiedenen Stipendienprogramme des DAAD vorgestellt wurden. Ich griff mir eine Broschüre mit den Master-Programmen für Studierende aus Entwicklungsländern. Flensburg schien mir besonders interessant zu sein, denn dort standen neben der Vermittlung von technischem Wissen auch Managementfähigkeiten auf dem Programm, internationale Kooperation mit dem Schwerpunkt der Verbesserung der Energieeffizienz sowie zwei Monate einer sogenannten „International Class“ − mit der Aussicht, in Schottland (war da nicht was mit Whisky?) an einem Projekt mit erneuerbaren Energien zu arbeiten. Klang irgendwie toll!
Also bewarb ich mich. Wenige Monate später war ich stolzer Besitzerin eines Stipendiums. Es war der Beginn eines neuen Abenteuers. Nach zwei Monaten Deutsch-Sprachkurs und einem Einführungsseminar in Wirtschaftswissenschaften begann mein Masterstudium. Die Vorlesungen waren faszinierend und die Methodik, mit der unterrichtet wurde, ließ mich begreifen, was das eigentlich heißt: im Team arbeiten.
Ich traf außerdem viele Menschen aus aller Welt. Sie kamen aus Ländern, von denen ich mir nie hätte träumen lassen, dass ich mit ihnen mal in Kontakt kommen könnte – Kirgistan, Nepal, Indonesien, Thailand, Pakistan und vielen anderen Ländern, die von Mexiko aus weit entfernt sind. Wir waren insgesamt nicht mehr als zwölf Studierende, in einem Land, das uns allen total fremd war. Die Universität hatte ein Superprogramm, das „Mentor Family Program“, und so kam ich zu einer zweiten Familie: meine Mentorenfamilie. Wir lernten Menschen kennen, die uns ihre Freizeit widmeten, uns die Stadt zeigten und die deutsche Kultur näherbrachten, das war wirklich unbezahlbar. Diese Menschen sind nicht nur gute Freunde geworden, sondern auch eine Quelle der Inspiration.
Nach fast zwei Jahren Studium ging ich 2012 wieder nach Mexiko zurück und begann dort im Entwicklungsministerium als Beraterin für ein Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen in der Generaldirektion Klimawandel zu arbeiten. Danach übernahm ich drei Jahre lang im selben Büro das Direktorat für globale Umweltpolitik. Das wäre ohne das Masterprogramm in Deutschland natürlich völlig undenkbar gewesen: ohne die Kurse über Energiepolitik, Projektmanagement, Ländliche Regionen, Statistik, LEAP, Organisationsverhalten, Prinzipien der Nachhaltigkeit und Erneuerbare Energien, um nur einige zu nennen.
Vor Kurzem erhielt ich ein „Internationales Klimaschutzstipendium für Nachwuchsführungskräfte aus Schwellen- und Entwicklungsländern“ der Alexander von Humboldt-Stiftung. Es ermöglicht mir ein Jahr in Deutschland an der Deutschen Emissionshandelsstelle die Arbeit an einem Projekt über Überwachung, Meldung und Kontrolle von Emissionen für den mexikanischen Kohlenstoffmarkt.
Muss ich da eigentlich noch eigens betonen, dass sich all diese Chancen in meinem Leben wohl kaum ohne das DAAD-Stipendium für Energie- und Umweltmanagement an der Uni Flensburg ergeben hätten?