Mit dem Internationalen Klimaschutzstipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung konnte ich das Jahr 2016/2017 in Deutschland verbringen und dort bei der Deutschen Emissionshandelsstelle (DEHSt) an einem Forschungsprojekt zum Thema Überwachung, Berichterstattung und Prüfung des mexikanischen Kohlenstoffmarktes arbeiten.
Das Stipendium verhalf mir aber noch zu weiteren Erfahrungen: Zunächst einmal konnte ich auf den vom Centre for International Postgraduate Studies of Environmental Management (CIPSEM) und von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) veranstalteten Seminaren jede Menge Kontakte knüpfen, darunter zum Klimabüro der Stadt Dresden, zum Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung, zur Fachrichtung Forstwissenschaften an der TU Dresden, zum Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), zum Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung e.V. (PIK), zum Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS), zum Ecologic Institut in Berlin, zum Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB), zu Atmosfair, zum Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE), zum Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung und zur Abteilung für Klimawandel, Umwelt, Infrastruktur der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ)
Damit nicht genug: Ich erhielt die Chance, Ergebnisse aus meiner Forschung vor der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) zu präsentieren und an der 7. EU ETS Compliance Conference in Brüssel sowie an der zweitägigen Konferenz „Transformative Global Climate Governance ‚après Paris‘” an der Freien Universität Berlin mitzuwirken.
Nicht zuletzt hatte ich Gelegenheit, zurück in meine Heimat zu reisen, um dort im Umweltministerium, also der Behörde, die für die Entwicklung eines mexikanischen Emissionshandelsystems zuständig ist, einige Erkenntnisse aus meinem Forschungsprojekt zu präsentieren. Meine Gesprächspartner versicherten mir, dass sie von meinen Ergebnissen in interministeriellen Gesprächen und bei der Erstellung eines MRC-Systems (Monitoring, Reporting and Verification = Überwachung, Berichterstattung und Überprüfung) Gebrauch machen werden. Ich erwähne dies, weil es zeigt, wie groß der Beitrag zum Klimaschutz ist, den das Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung zu leisten vermag. Aber natürlich ist es auch für mich persönlich motivierend zu sehen, dass mein Projekt tatsächlich politische Veränderungen in Gang setzen kann.
Abgesehen von all diesen außerordentlichen Erfahrungen lerne ich aber in meinem ganz normalen Arbeitsalltag sehr viel. Denn die Tatsache, dass ich über einen längeren Zeitraum in einer deutschen Institution arbeite, vermittelt mir interessante Einblicke und Vergleichsmöglichkeiten mit der Arbeitsatmosphäre in meinem Herkunftsland. Die Unterschiede sind wirklich enorm, wenn es etwa um die kollegialen Beziehung oder um Themen wie Verantwortung und Pünktlichkeit geht. Ein anderer wichtiger Unterschied ist sicher die Sprache. Für mich eine besondere Herausforderung. Denn ich habe gemerkt, dass Integration ohne Sprachkenntnisse nur schwer möglich ist. Aus diesem Grund habe ich mir auch große Mühe gegeben, mein Deutsch zu verbessern. Nach fast einem Jahr Deutschunterricht werde ich im April meine Prüfung für das Zertifikat B2 ablegen!
Noch etwas anderes habe ich dem Stipendium zu verdanken: die Teilnahme an einem Online-Kurs über „Large Scale Renewable Energy Systems“, der mir sehr viel Wissenswertes über die technischen Aspekte solcher Systeme vermittelte. Außerdem habe ich an Workshops über Solar-, Bio- und Windenergie teilgenommen, darunter an einer Tagung „Ökosystembasierte Ansätze zur Klimaanpassung und zum Klimaschutz im deutschsprachigen Raum: Erfolgsfaktoren und Hindernisse konkreter Umsetzungsprojekte“ an der Internationalen Naturschutzakademie Insel Vilm des Bundesamtes für Naturschutz in Kooperation mit dem Ecologic Institut.
Klingt nach sehr viel Arbeit? Das kann man wohl sagen! Manchmal frage ich mich, wieso ich so viel Zeit und Energie in die Arbeit stecke. Aber so sieht mein Leben eben gerade aus. Viel Ähnlichkeiten mit meinem Leben vor anderthalb Jahren, als ich aus Mexiko wegging, hat es wirklich nicht. Ich will es aus vollen Zügen genießen und alles rausholen, was rauszuholen ist. Ehrlich gesagt, dabei hilft es mir natürlich schon, dass ich meine Erlebnisse hier mit meinem Freund − der inzwischen mein Ehemann ist − teilen kann. Als ich 2010 im Studium alleine ein Jahr im Ausland war, hat sich das noch ganz anders angefühlt als jetzt, wo wir als Paar in Deutschland leben. Wir sind als Familie zusammengewachsen und haben uns natürlich auch viel besser kennengelernt.
Große innere Befriedigung verschafft mir übrigens auch die Arbeit an dem einjährigen Forschungsprojekt. Hier sind meine Mühe, meine Lernfortschritte und meine Einfälle regelrecht „mit Händen zu greifen“. Alles in allem glaube ich, dass mich die Auslandserfahrungen zu einer besseren Version meiner selbst gemacht haben. Und jetzt bin ich bereit für die nächste Stufe: Im Mai geht es zurück in die geliebte Heimat.
Der Auslandsaufenthalt hat mir gezeigt, dass es ohne Netzwerke und stabile Kontakte auch keine nachhaltige Entwicklung geben kann. Denn was mich am Ende hierhergebracht hat, ist doch schließlich mein Wunsch, ein Monitoring-Netzwerk zwischen Mexiko und Deutschland zu spannen. Obwohl ich also nicht genau zu sagen weiß, wie es weitergeht, kann ich doch eines sagen, wenn ich lese, was andere und ich selbst hier schon geschrieben haben: Wir alle stehen manchmal vor großen Veränderungen − und offenbar ist es wieder mal an der Zeit zu lernen, wie sich Zitronen am besten pflücken lassen.