Was haben wir erreicht? Welche Herausforderungen liegen vor uns? Das sind die zentralen Fragen der Bonner DAAD-Tagung „Wege der Veränderung: Entwicklung durch Bildung“ vom 31. Mai bis 2. Juni 2012. Organisatoren und Teilnehmer halten doppelt Rückschau: zum einen auf die erfolgreiche Workshop-Reihe Millennium Express und zum anderen auf das DAAD-Förderprogramm „entwicklungsländerbezogene Aufbaustudiengänge“. Dieses feiert sein 25-jähriges Bestehen.
Mayra Herrera studiert am Karlsruher Institute of Technology „Utilities and Waste – Sustainable Processes“. In den vergangenen Monaten hat sich die Studentin aus El Salvador in Karlsruhe sowie an anderen Hochschulen intensiv mit Nachhaltigkeit beschäftigt: In Dresden ging es um die Folgen des Klimawandels und mögliche Gegenmaßnahmen, in Suderburg um Wasserwirtschaft und in Flensburg um erneuerbare Energien und nachhaltige Unternehmensführung. Möglich war dieser Blick über den Tellerrand durch die Workshopreihe Millennium Express. Diese hatten DAAD-Stipendiaten des Programms „entwicklungsländerbezogene Aufbaustudiengänge“ organisiert, um somit über 40 thematisch nur zum Teil verwandte Masterprogramme der unterschiedlichen Fachdisziplinen besser miteinander zu vernetzen.
„Der Millennium Express verbindet die Studiengänge in ihren Gemeinsamkeiten und zugleich nutzt er die Unterschiede, um den Austausch zu stärken und Mehrwert zu schaffen“, erklärt Anke Stahl vom DAAD. „Wir hören einander zu und teilen, was wir wissen oder was wir erfahren haben, und das ist eine gute Sache“, sagt Mayra Herrera. „Wenn ich mehr Zeit gehabt hätte, hätte ich am liebsten an allen sieben Workshops des Millennium Express teilgenommen.“
Bleibende Wirkung
In Bonn wird die DAAD-Stipendiatin auf jeden Fall dabei sein. Im Gegensatz zu allen anderen Stationen hat die dreitägige Veranstaltung keinen fachlichen Schwerpunkt. Es geht vielmehr um Rückblick und Reflexion: Alle Teilnehmer der Masterprogramme sind Fach- und Führungskräfte aus Entwicklungsländern, die sich in Deutschland weiterbilden. Warum lohnt es sich, in diese „Köpfe“ zu investieren? Welche Rahmenbedingungen sind notwendig, damit die Investition nachhaltige Wirkung entfalten kann? Antworten auf diese Fragen werden in Bonn im Mittelpunkt stehen.
Stoff für Diskussionen
Am ersten Konferenztag werden Stipendiaten, Organisatoren und Hochschulen über ihre Erfahrungen mit dem Millennium Express diskutieren. Vor fünf Jahren wurde das Ziel formuliert, die einzelnen Studiengänge besser zu vernetzen. Die Workshopreihe Millennium Express ist dabei ein wichtiges und sichtbares Instrument.
Am zweiten Tag wollen die Teilnehmer auf das 25-jährige Programm „entwicklungsländerbezogene Aufbaustudiengänge“ zurückschauen. Stoff für Diskussionen wird unter anderem die Präsentation von zwei Studien liefern. Sie analysieren die Wirkung des Förderprogramms und einzelner Studiengänge in den vergangenen 25 Jahren. Außerdem ziehen die Organisatoren zum ersten Mal Bilanz aus dem jüngsten Ableger des Förderprogramms, den binationalen Masterstudiengängen, die der DAAD seit 2006 unterstützt.
Über die Fächer hinaus
Aus der Bilanz heraus folgt die Frage nach der Zukunft. Deckt das Förderprogramm den Bedarf und bilden die Hochschulen dem Arbeitsmarkt angemessen aus? In Workshops werden Stipendiaten, Ehemalige, Hochschulen und Institutionen an der Weiterentwicklung der Postgraduierten-Studiengänge feilen. „Die Herausforderungen an die Absolventen steigen“, sagt Anke Stahl, „deshalb darf die Ausbildung nicht bei der reinen Fachlichkeit enden.“ Denkbar wären zum Beispiel ergänzende Inhalte wie Projektmanagement und Leadership Skills oder eine bessere Vorbereitung des beruflichen Wiedereinstiegs nach dem Studium. Konkrete Ziele für die nächsten Jahre werden die Organisatoren am dritten Tag der Konferenz gemeinsam mit den Studiengangsverantwortlichen festzurren.
Schließlich wird es auch in Bonn wieder die Möglichkeit geben, dass Stipendiaten untereinander Kontakte knüpfen. DAAD-Stipendiatin Mayra Herrera: „Ich freue mich besonders darauf, die Ehemaligen zu treffen. Es wird spannend sein zu hören, wie sie die Rückkehr in die Heimat erlebt und gemeistert haben.“