Vier DAAD-Stipendiaten der Entwicklungsbezogenen Postgraduiertenstudiengänge haben wir vor einigen Monaten kurz nach ihrer Ankunft in Deutschland zu ihren Erwartungen und ersten Eindrücken befragt. Was haben sie seitdem erlebt? Wie ist der deutsche Hochschulalltag für sie? Was gefällt ihnen, was nicht? Sharad Mainali (Nepal), Shraddha Kulhari (Indien), Daniel Ortiz (Venezuela) und Saba Al-Sader (Palästinensische Autonomiegebiete) geben Antworten.
„Die Deutschen sind die organisiertesten und loyalsten Menschen, die ich kenne.“
Sharad Mainali, Nepal, „Land Management and Land Tenure“ an der TU München
Wie verbringen Sie Ihre Freizeit in München?
Ich gehe oft in die Stadt und erkunde neue Plätze. Dank des gut ausgebauten Verkehrsnetzes besuche ich auch Städte, die etwas weiter entfernt liegen.
Was gefällt Ihnen in Deutschland am besten?
Ich mag sehr viele Dinge an Deutschland. Die Deutschen sind die organisiertesten und loyalsten Menschen, die ich je getroffen habe. Sie haben mir immer dann geholfen, als ich es am wenigsten erwartet hatte: Einmal habe ich mein Portemonnaie verloren ohne es zu bemerken. Ich bekam es noch am selben Tag zurück, weil man sofort nach mir suchte. Und als ich einmal bei einem Aufenthalt in Berlin etwas orientierungslos war, kam eine Frau auf mich zu und bat mir ihre Hilfe an. Das hat mich sehr beeindruckt. Auch die kulturellen Feste interessieren mich sehr. Außerdem sind die deutschen Städte sehr grün – am liebsten entspanne ich in den Parks.
Welche Orte in Deutschland möchten Sie noch besuchen?
Unbedingt die Alpen, aber auch Norddeutschland, um zu sehen, wie die Menschen dort leben. Kleinstädte und Dörfer finde ich aufgrund ihres individuellen Charakters spannender als Großstädte – die sind überall gleich.
Was gefällt Ihnen an Ihrer Universität gut – was weniger?
Ich mag es, dass die Studierenden Möglichkeiten haben, ihren eigenen Fortschritt zu prüfen und ihre Fähigkeiten und Qualitäten weiterzuentwickeln. Der Studienalltag ist sehr organisiert und alles ist systematisch aufgebaut. Der volle Stundenplan und die langen Vorlesungen sind für mich manchmal eine Herausforderung.
„Richtige Kleidung und ein Glas Glühwein – so übersteht man den deutschen Winter“
Daniel Ortiz, Venezuela, „International Studies of Aquatic Tropical Ecology“ (ISATEC) an der Universität Bremen
Haben sich Ihre Erwartungen an Deutschland bisher erfüllt?
Meine ersten Monate waren so, wie ich es erwartet hatte. Ich habe Menschen aus der ganzen Welt kennengelernt, die meinen Horizont erweitern und interkulturelles Verständnis schärfen. Außerdem habe ich neue Orte besucht, wie zum Beispiel die Nordseeinsel Helgoland: Es ist unglaublich, wie schön Deutschland ist! Und natürlich lerne ich weiter Deutsch, damit ich mich noch besser integrieren kann.
Wie ist es für Sie, an der Universität Bremen zu studieren?
Ich schätze die internationale Atmosphäre in meinem Studiengang und an der Universität insgesamt. Außerdem beeindrucken mich die hochmodernen Einrichtungen sowie die hohe Qualität der Vorlesungen. Mein Masterstudium ist sehr anspruchsvoll und es ist wichtig am Ball zu bleiben – aber ohne Fleiß kein Preis.
Sie sind im Sommer in Deutschland angekommen. Wie haben Sie den Winter erlebt?
Ich komme aus den Tropen und hatte etwas Angst vor der Kälte, aber zu meiner Überraschung habe ich meinen ersten Winter gut überstanden. Die richtige Kleidung und ab und zu ein Glas heißen Glühwein haben mir dabei geholfen. Mehr als die Kälte haben mir die kurzen Tage zu schaffen gemacht.
„Die Münchner sind wirklich zugänglich und hilfsbereit“
Shraddha Kulhari, Indien, „Master of Laws in Intellectual Property and Competition Law” am Munich Intellectual Property Law Center
Wie empfinden Sie Ihre neue Heimat München?
München ist eine wunderbare Stadt: viele sportliche Outdoor-Aktivitäten und viel Kultur. Außerdem sind die Alpen und die schönen Seen nicht weit. Aber am wichtigsten: Die Münchner sind wirklich zugänglich und hilfsbereit – deshalb fühle ich mich hier sehr wohl.
Gab es Dinge, die Sie überrascht haben?
Die unendlichen Bauarbeiten rund um die Stadt habe ich nicht erwartet. Sie sind aber auch verständlich, schließlich wird so die gute Infrastruktur aufrechterhalten.
Was gefällt Ihnen in Ihrem Studiengang besonders gut?
Das Programm zieht viele internationale Studierende an, die die Lernerfahrung stark bereichern. Außerdem können wir auf die phänomenale Bibliothek am Max-Planck-Zentrum für Innovation zugreifen; dort bin ich gerne.
Und was gefällt Ihnen weniger?
Da meine Fakultät außerhalb des Universitätscampus untergebracht ist, sind wir in unserem Studiengang unter uns. Das macht es schwer, andere Studierende kennenzulernen.
„Mein Studienalltag wird von Tag zu Tag einfacher“
Saba Al-Sader, Palästinensische Autonomiegebiete, „Renewable Energies“ an der Universität Oldenburg
Deutscher Alltag – was heißt das für Sie?
Mein Alltag hier wird von Tag zu Tag einfacher. Dabei waren die ersten zwei Wochen des Semesters ausschlaggebend: Wir wurden nicht nur in unsere Studienfächer eingeführt, sondern haben auch viele Informationen über Deutschland und insbesondere Oldenburg bekommen. Auch der Deutschkurs hat mir geholfen, mich schnell in Deutschland einzugewöhnen.
War es einfach für Sie, Kontakte zu knüpfen?
Bei Veranstaltungen und Exkursionen habe ich Leute kennengelernt, mit denen sich richtige Freundschaften entwickelt haben. Auf Konferenzen und Workshops konnte ich außerdem viele wertvolle Kontakte für mein berufliches Netzwerk knüpfen. Ich stehe zum Beispiel mit vielen ehemaligen DAAD-Stipendiaten in Verbindung.
Was vermissen Sie aus Ihrer Heimat am meisten?
Neben typischen Lebensmitteln wie Taboon-Brot oder dem arabischen Kaffee, vermisse ich unsere Familientreffen und die Art und Weise, wie wir sie manchmal feiern – vor allem die besonderen Zusammenkünfte im Monat Ramadan oder an den Eids.
Hier haben wir die Stipendiaten bereits kurz nach ihrer Ankunft in Deutschland zu ihren ersten Eindrücken befragt.