Einmal Klimapolitiker sein

Wie laufen internationale Konferenzen ab? Warum sind Verhandlungen oft so zäh? Wann wird ein Konsens erreicht? Diese Fragen standen im Fokus eines interaktiven Planspiels in Berlin, bei dem Studierende aus fünf entwicklungsbezogenen Postgraduiertenstudiengängen eine UN-Klimakonferenz simulierten.

Erstes AGEP Simulation Game: Die knapp 30 Studierenden fanden sich auf der Klimakonferenz wieder, die im November in Bonn stattfinden wird © Robin Pass

„Bei Verhandlungen kommt es darauf an, das Vertrauen der anderen Beteiligten zu gewinnen. Dass dennoch der Widerstand einer Delegation oder eines Landes sämtliche Errungenschaften zunichtemachen kann, ist bitter“, fasst Tonny Nowshin ihre Erlebnisse bei dem Planspiel zur Zukunft der internationalen Klimapolitik zusammen. Nowshin kommt aus Bangladesch und studiert im  Masterstudiengang International Development Economics an der Hochschule für Technik und Wissenschaft Berlin.

Das Setting: Neun Länder und die UN
Die Arbeitsgemeinschaft entwicklungsländerbezogener Postgraduiertenstudiengänge (AGEP) hatte zum Planspiel eingeladen, es bildet den Auftakt der „AGEP Simulation Games“. Dabei schlüpfen Studierende in die Rolle von Politikern eines vorgegebenen Landes und diskutieren reale Probleme der Weltpolitik. Bei der Premiere fanden sich die knapp 30 Studierenden in der Klimakonferenz wieder, die im November in Bonn stattfinden wird. Sie repräsentierten neun Länder sowie die Vereinten Nationen. Die Simulation nutzte einen Blended-Learning-Ansatz: In einer zweiwöchigen Online-Vorbereitungsphase mussten die Teilnehmer einen Entwurf für die finale Resolution der Klimakonferenz erarbeiten. Anschließend verhandelten sie einen Tag lang über ihre Entwürfe und Ideen in Berlin.

Die Herausforderung: Verhandeln und Kompromisse finden
„Das Planspiel zeigt den Studierenden hautnah, wie anspruchsvoll Lösungsansätze für komplexe Herausforderungen sind. Zugleich erfahren sie, was es bedeutet, über verschiedene Konzepte zu verhandeln und Kompromisse zu erarbeiten“, erklärt Robin Pass, Netzwerk-Koordinator der AGEP. Die Verhandlungen in Berlin gestalteten sich zäh und aufgrund des Zeitdrucks konnten nicht alle Artikel der Resolution ausgearbeitet werden. Obwohl der grobe Entwurf von den meisten Staaten getragen wurde, scheiterten die Verhandlungen: Die Vertreter der USA wollten die ausgehandelte Resolution am Ende doch nicht unterzeichnen.

Die Studierenden verhandelten einen Tag lang über ihre Entwürfe und Ideen in Berlin © Robin Pass

Die Folgen: Wechselwirkungen spürbar
„Planspiele schaffen einen nachhaltigen Eindruck. Diese Wechselwirkungen und Gruppendynamik kann man in einer Vorlesung nicht so gut nachvollziehen“, schildert Tonny Nowshin ihre Erfahrung. „Ich habe wirklich Mitgefühl für die Politiker entwickelt, die einfach nur versuchen, sich für die Interessen ihrer Bürger einzusetzen“, sagt Nga Le Huyen, Studentin im Programm Environmental Governance an der Universität Freiburg. Wie schwer es ist, auf Grundlage wissenschaftlicher Fakten zu argumentieren, obwohl dafür so oft plädiert wird, das war eine wichtige Erkenntnis für die Kenianerin: „Einen Großteil der Verhandlungen haben wir damit verbracht, wissenschaftliche Zahlen zu diskutieren – erfolglos. Als wir die Fakten dann komplett außer Acht ließen, kamen wir sehr schnell überein.“

Robin Pass freut sich, dass das neue Format von den Studierenden so positiv bewertet wurde. „Die Teilnehmer hätten sich dennoch mehr Zeit gewünscht, um auch informell verhandeln zu können“, berichtet der Netzwerk-Koordinator.

Ein Thema für das nächste „AGEP Simulation Game“ könnte – so die Organisatoren – grenzüberschreitendes Ressourcenmanagement sein. Gerade der Konflikt um Ressourcen ist weltweit aktuell und verlangt großes Verhandlungsgeschick.

Weitere Informationen: agep-info.de