Eine Komödie aus den USA, aufgeführt in englischer Sprache von jungen Laiendarstellern aus Pakistan – und das in der Universität Hohenheim. Möglich wurde dieser ungewöhnliche Theaterabend dank Usman Khalid. Der DAAD-Stipendiat studiert Agricultural Economics in Stuttgart.
Ein Schuss, ein dumpfer Aufprall – Charley Brock, der zweite Bürgermeister von New York, sinkt blutüberströmt auf sein Bett. Ausgerechnet in dem Moment, in dem die ersten Gäste zur Feier seines zehnten Hochzeitstages eintreffen und sich bereits die Mäuler zerreißen: Wo ist die Ehefrau? Hatte der prominente Jubilar ein Verhältnis? Und warum ist die japanische Köchin in China verschollen? Aus dem dramatischen Anfang entwickelt sich eine skurrile Komödie um Gerüchte, Irrungen und Wirrungen. „Rumors“ heißt das Stück des US-Autors Neil Simon, das die studentische Theatergruppe Dramaline in Hohenheim auf die Bühne brachte.
Einblicke in den Alltag Pakistans
Eine Woche lang waren die zwölf pakistanischen Laiendarsteller zu Gast in Stuttgart: Sie probten das Stück, aber lernten auch Land und Leute kennen und vermittelten selbst etwas von ihrer eigenen Kultur. „Die Deutschen kennen Pakistan meist nur aus den negativen Schlagzeilen. Sie wissen nicht, wie unser alltägliches Leben aussieht“, sagt Usman Khalid. Der Initiator des Austauschs stammt aus Pakistan und macht zurzeit seinen Master an der Uni Hohenheim.
Während des Studiums an der Lahore University of Management Sciences in Pakistan war Usman Khalid Bühnendirektor von Dramaline. Hier in Deutschland versteht er sich als Botschafter seines Heimatlandes und möchte ein positives Bild von Pakistan vermitteln. Deshalb nahm er Kontakt zur studentischen Theatergruppe der Universität Hohenheim auf, um einen Austausch mit Dramaline anzuregen.
„Wir waren sofort begeistert von der Idee“, sagt Jürgen von Bülow, Leiter der deutschen Theatergruppe. Für die Organisation holte sich die Hochschule noch einen weiteren Partner ins Boot, den Verein Kulturkabinett. Dieser kümmerte sich darum, dass die Studentinnen und Studenten in deutschen Familien untergebracht wurden. Neben den Theaterproben wurde ihnen ein vielfältiges Programm geboten: Sightseeing in Stuttgart, ein Besuch an der Universität Hohenheim und ein Treffen mit Schülern des Gottlieb-Daimler-Gymnasiums. Die nutzten die Chance, mit den ausländischen Gästen über islamische Staaten und deren Rechtssysteme zu diskutieren.
15 Minuten Applaus
Dramaline organisiert nationale und internationale Theaterfestivals in Pakistan. Darüber hinaus geht das Ensemble immer wieder auf Reisen. Einige europäische Länder haben die Laienschauspieler bereits besucht, nach Deutschland hingegen kamen sie zum ersten Mal. Entsprechend stark war das Lampenfieber vor der Aufführung in der Universität Hohenheim. „Sein eigenes Publikum kennt man“, sagt die 22-jährige Yasin Asad. „Doch wie wird das deutsche Publikum auf die Komödie reagieren?“ Die Sorgen waren unbegründet: Ein volles Haus und 15 Minuten begeisterter Non-Stop-Applaus waren der Lohn für die weite Reise und das Engagement des DAAD-Stipendiaten Usman Khalid.